Das Duell begann allerdings auf beiden Seiten zerfahren. Beide Mannschaften leisteten sich zahlreiche Fehler in den ersten Minuten. Der BHC bestrafte gleich den ersten der HSG Wetzlar durch Jeffrey Boomhouwer, der souverän den Gegenstoß verwandelte. Dem Niederländer gelangen in der ersten Hälfte noch drei weitere erfolgreiche Konter sowie ein Abschluss aus spitzem Winkel – ohne Fehlwurf.
Wenn die Löwen ins Tempospiel kamen, nutzten sie ihre Chancen konsequent. Das gelang oft, weil die Deckung gut stand oder Christopher Rudeck entscheidend eingriff. Der Torhüter nahm einige freie Versuche weg, parierte aber auch zwei Siebenmeter. Zuvor hatte Bastian Rutschmann ebenfalls schon einen Strafwurf gehalten.
Zwar setzte Stefan Cavor die Akzente im Rückraum der HSG, doch je länger die Halbzeit dauerte, desto besser bekamen die Gäste den Rückraum-Shooter in den Griff. Probleme hatten die Löwen nur im Positionsangriff. Es dauerte eine Weile, bis die Truppe häufiger zwingend zum Abschluss kam. Kurz vor der Halbzeitpause wurde Max Darj erfolgreich am Kreis bedient. Dann traf Linus Arnesson zwei Mal in Folge zum 12:8-Zwischenstand. In die Pause ging es mit einem 12:10-Vorsprung, nachdem Arnor Gunnarsson beim Siebenmeter an Till Klimpke gescheitert war.
Mit mehr Schwung kamen dennoch die Gäste aus der Pause. Max Darj und Yannick Fraatz stellten auf 14:10. Letzter drehte in den nächsten Minuten gewaltig auf. Der 19-Jährige, der den Vorzug vor dem in den vergangenen Tagen erkrankten Gunnarsson erhalten hatte, traf per Gegenstoß und von außen vier Mal in kurzer Folge. 19:13 führte der BHC bereits, die Weichen waren gestellt, dann fanden die Hausherren noch mal zurück ins Spiel.
Nach drei Treffern hintereinander entschärfte zwar Rudeck, und auch im nächsten Angriff warf die HSG daneben, doch die Löwen kamen im Positionsangriff nicht mehr entscheidend zum Zuge. Bis auf 17:19 kam die HSG heran, ehe Rafael Baena vom Kreis versenkte. Aber die Bälle gingen nun trotz Überzahl reihenweise verloren beim BHC. Zehn Minuten vor Schluss waren die Gastgeber beim Stand von19:20 endgültig wieder dran.
Beim 21:21 war der einstige Sechs-Tore-Vorsprung dahin. Maximilian Holst besorgte völlig überraschend sogar die Führung für Wetzlar. Mit Bastian Rutschmann setzte Hinze einen neuen Akzent zwischen den Pfosten. Der 35-Jährige entschärfte zwei freie Bälle und setzte so Emotionen beim in dieser Phase etwas angeschlagenen BHC frei.
Ins Tempospiel kamen die Löwen kaum noch, aber vorne spielten Linus Arnesson und Tomas Babak ihre individuelle Klasse aus. Die beiden Spielmacher übernahmen Verantwortung und trafen in den ganz kritischen Schlussminuten. Das gleiche galt for Joao Ferraz, der in dieser Phase entscheidender Mann im Wetzlarer Rückraum war. Der Portugiese traf zum 25:25, dann setzte sich Tomas Babak durch und stellte die HSG in den letzten 30 Sekunden vor die Aufgabe, einen erfolgreichen Angriff zu fahren. Ausgerechnet Ferraz spielte den entscheidenden Fehlpass und machte die Löwen damit zum Sieger. Der Schlusspunkt gehörte Yannick Fraatz, der auch bei seinem siebten Treffer eiskalt blieb. Bei seinem ersten Bundesliga-Start gelang dem Linksaußen eine hundertprozentige Abschlussquote.
Die Bergischen Löwen setzen ihre Erfolgsserie eindrucksvoll fort. 12:4-Punkte, vier Siege in Folge, vierter Platz in der DKB Handball-Bundesliga: Eine schier unglaubliche Momentaufnahme.
Löwengebrüll – die Stimmen zum Spiel
Sebastian Hinze: „Wir sind sehr glücklich, dass wir in einem ausgeglichenen Spiel hier zwei Punkte geholt haben in einem über weite Strecken sehr guten Auswärtsspiel. In der ersten Halbzeit hatten wir das Plus bei den Torhütern im Siebenmeter und im Abwehr-Gegenstoßspiel. So kommt dann die Zwei-Tore-Führung zustande. In der zweiten Halbzeit steigen wir sehr gut und decken überragend. Dann kommt leider eine Phase in Überzahl, wo wir den Vorsprung schmelzen lassen und Ferraz gar nicht in den Griff bekommen. So dreht sich das Spiel, weil wir auch zu ungeduldig sind. Ein Riesenkompliment an die Truppe, dass wir den kühlen Kopf bewahren und uns nach dem Rückstand wieder reinbeissen. Für ein optimales Auswärtsspiel müssen wir aber noch arbeiten.“ Kai Wandschneider: „Herzlichen Glückwunsch an den BHC zu einem verdienten Sieg. Seppel hat es schon beschrieben. In der Abwehr und bei den Torhütern war ich über sechzig Minuten zufrieden, mit Kampf und Willen haben wir uns gut eingestellt. Aber wir haben Geschenke verteilt und zu viele technische Fehler gemacht und zu viele Ballverluste. Das war teilweise wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen und wir haben den BHC damit auch aufgebaut und nicht an unsere guten Leistungen zuletzt angeknüpft. Der Auftakt der zweiten Halbzeit war schlecht, wir liegen zwischendurch mit sechs Toren hinten und es sieht ganz schlecht aus. Auch unsere besten Spieler bauen Böcke und das ist der Unterschied zum BHC aktuell, die mental stärker sind, obwohl sie ohne Gutbrod und Fontaine angreifbar gewesen sind. Es wäre eine Riesenchance gewesen in einem Big-Point-Spiel was mitzunehmen - sie haben wir nicht genutzt und es geht nur um den Klassenerhalt für uns.“
Jörg Föste: „Zwei führende Analysten der Liga haben zum Spiel gesprochen und alles gesagt. Mit 12:4 Punkten stehen wir deutlich besser dar, als wir es in unseren kühnsten Träumen erwünscht hätten. Dies ist das Produkt harter Arbeit und Entschlossenheit, die uns in der frühen Phase der Saison in die komfortable Situation bringt. So weit wie vor zwei Jahren will es Keiner kommen lassen - es treibt uns an.“
Schiedsrichter: Martin Thone und Marijo Zupanovic
Siebenmeter: 2/5 - /1
Zeitstrafen: 3 - 2 (Ferraz, Lindskog, Torbrügge - Arnesson, Szücs)
Spielverlauf: 2:1 (5.), 3:4 (10.), 6:6 (15.), 7:7 (20.), 8:10 (25.), 10:12 (30.), 12:16 (35.), 14:18 (40.), 16:19 (45.), 19:21 (50.), 23:23 (55.), 25:27 (60.)
Quelle: PM Bergischer HC 06
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