ThSV Eisenach mit perfekter Inszenierung

08.10.2018 10:06
Ausgelassene Stimmung in den Eisenacher Reihen (Foto: sportfotoseisenach)
Nach Ehrung der Helden von 1958 überzeugender Sieg im Ligagipfel/Über 2.000 Zuschauer waren hellauf begeistert

Da sage noch einer, Drittliga-Handball hätte keinen Reiz. Der ThSV Eisenach bewies am Samstagabend das Gegenteil. Er initiierte ein Spektakel, einen Handballfestabend. In mehrfacher Hinsicht Über 2.000 (!) Zuschauer waren hellauf begeistert. Vertreter des Eisenacher Gewerbevereines, Schüler und Erzieher aus den Partnerschulen Elisabeth-Gymnasium und Mosewaldschule, Schüler aus der Modellschule Obersberg aus Bad Hersfeld, einstige Größen wie der langjährige Trainer Hans-Joachim Ursinus, Zweitbundesliga-Leitwolf Matthias Allonge, Erstbundesliga-Stratege Jörn Schläger, Ex-Nationalspieler Uwe Seidel und Jürgen „Bongo“ Beck, der Aufstiegskapitän von 1997 weilten auf den Rängen der nun 34-jährigen Werner-Aßmann-Halle.

Gänsehaut pur

Der ThSV Eisenach ist stolz auf seine Geschichte, seine Tradition.

Hallensprecher Jürgen Hausburg stimmte alle auf Teil 1 des Abends ein: „Oktober 1958. Kurt-Wabbel-Stadion in Halle. 9.000 Zuschauer. 900 per Sonderzug angereiste Eisenacher. Es ist regnerisch, der Rasen glitschig.

Finale um den Titel des Deutschen Meisters im Feldhandball der DDR.

Der favorisierte Sportclub Empor Rostock und die Handballer der Betriebssportgemeinschaft Motor Eisenach stehen sich gegenüber. Die Sensation beim Abpfiff: Motor Eisenach siegt 13:11 und ist Deutscher Meister im Feldhandball der DDR!“ Und dann wurde die Geschichte lebendig! Gänsehaut pur! Mit Wolfgang Eisenhardt, Frieder Singwald und Horst Ehrhardt betraten die drei noch lebenden Helden von vor 60 Jahren das Parkett jener Halle, die den Namen des Vaters des Erfolges von vor 60 Jahren trägt, Spielertrainer Werner Aßmann. Dieser wurde in die Hall of Fame, die Ruhmeshalle des ThSV Eisenach, aufgenommen. Kurz darauf wurden die Augen der hartgesottenen Buschen von 1958 feucht. Shpetim Alaj und Peter Krauß, Präsident und Vizepräsident des ThSV Eisenach sowie Manager Rene Witte ließen die Banner herunter mit den Trikots und Namen von Wolfgang Eisenhardt, Frieder Singwald und Horst Ehrhardt. Auch sie wurden in die Hall of Fame aufgenommen. Horst Ehrhardt war bereits Ehrenmitglied, Wolfgang Eisenhardt und Frieder Singwald sind es ab sofort auch. Ein gerahmtes Meisterschaftsfoto von 1958 und Blumen gab es unter tosendem Applaus von den Rängen zusätzlich.

Mit überzeugender Leistung an die Tabellenspitze

Nicht um die Asche des Feuers vergangener Erfolge sitzen, sondern das Feuer am Lodern halten, das ist die Maxime des ThSV Eisenach. Der Punktspielalltag heißt derzeit 3. Liga; doch das soll möglichst nur eine kurze Eposode sein. „Der ThSV Eisenach gehört zumindest in die 2. Bundesliga“, hatte kürzlich Nationalspieler Patrick Wiencek vom THW Kiel bei einem Besuch in Thüringen erklärt. Der ThSV Eisenach siegte aktuell im Ligagipfel der 3. Liga Ost nach überzeugender Leistung mit 28:22 (15:12), feierte im 7. Saisonspiel den 7. Saisonsieg und übernahm die Tabellenführung. Der Traditionsverein von der Wartburg ist das einzige Team aller vier Drittliga-Staffeln ohne Punktverlust!

Schöner 23. Geburtstag für Alexander Saul

„Wir haben 60 Minuten konzentriert gespielt. Wir haben 60 Minuten in der Abwehr gekämpft. Wir hatten 60 Minuten eine gute Torwartleistung“, bilanzierte Sead Hasanefendic, der Coach des ThSV Eisenach. In den vorangegangenen Heimspielen vermochten seine Schützlinge trotz der Siege spielerisch nicht zu überzeugen. „Heute gehen meine Spieler mit einem Lächeln nachhause und auch unsere Zuschauer werden froh gestimmt sein“, erklärte ein aufgekratzter Sead Hasanefendic, Sein Kollege beim TV Nußloch hatte zwei Punkte ausgemacht: „Das Torhüterduell verloren wir deutlich. Unser Spiel war von unnötigen überhasteten Würfen und vielen technischen Fehlern behaftet“, so Christian Müller. Das Torhüterduell ging klar an Eisenachs Stanislaw Gorobtschuk, der bis zur 53. Minute 12 Bälle parierte. Der junge Lars Kremmer wehrte in den verbleibenden 7 Minuten noch 3 Bälle ab. Dass Kevin Bitz, der linke Rückraumspieler der SG Nußloch, 12 Feldtore markierte, hatte letztendlich nur statistischen Wert. Für den Spielausgang nicht unwichtig, dass das Duell der Linkshänder klar an Eisenachs Alexander Saul ging. An seinem 23. Geburtstag benötigte er für 7 Treffer nur 9 Würfe. Sein Pedant auf Seiten der Gäste, Ex-Nationalspieler Christian Zeitz, brachte es nur auf 3 Tore. Die 37-jährige THW-Kiel-Legende semmelte im Finish die Würfe (vielleicht resignierend?) weit über das Eisenacher Gehäuse. ThSV-Kapitän Marcel Schliedermann hatte ihn über weite Strecken bestens im Griff. „Wenn wir einen Christian Zeitz verpflichten, wollen wir schon ganz oben mitmischen. Stehen wir am Ende ganz vorn, werden wir unsere Aufstiegschance wahrnehmen“, gewährte Christian Müller zur Pressekonferenz einen Blick in die Vereinsphilosophie der SG Nußloch. Das Team aus Baden-Württemberg und seine knapp 50 mitgereiste Anhänger trugen zu einem stimmungsvollen Handballabend bei. Der ThSV Eisenach und die SG Nußloch lieferten sich einen intensiven Fight, jedoch überwiegend fair. Die sicher amtierenden Referees Maik Bolus und Sven Foitzik kamen mit insgesamt zwei Zeitstrafen (beide für Eisenach) und insgesamt 4 Strafwürfen (3 für Eisenach, von Daniel Luther verwandelt) aus.

Grundstein in der Abwehr gelegt

„Den Grundstein haben wir in der Abwehr im Zusammenspiel mit dem Torhüter gelegt. Lediglich 22 Gegentore belegen das. Aus dieser stabilen Abwehr haben wir mit viel Tempo zum Gegenstoß angesetzt“, bilanzierte Willy Weyhrauch. Der Eisenacher Rechtsaußen und sein Teamkollege auf Linksaußen, Adrian Wöhler, versenkten in diesem Stil zusammen 9 Bälle. „Unser kontrollierter Positionsangriff rundete unser Spiel ab“, ergänzte Willy Weyhrauch. „Unglaublich diese Kulisse, diese Stimmung. Über 2.000 Zuschauer, einfach fantastisch“, schwärmte Willy Weyhrauch, der für seine 4 Treffer 4 Würfe benötigte und mit „Willy- Willy“- Rufen bedacht wurde.

ThSV Eisenach ab 14. Minute immer in Führung

Beide Trainer setzten überwiegend auf ihre Stammformationen. Beide Teams setzten auf einen Angriffs- und Abwehrwechsel. Zu Kurzeinsätzen kamen beim ThSV Eisenach Martin Potisk und Hannes Iffert sowie Noah Streckhardt und Jonas Richardt (beide 1 Treffer), die während ihres Kurzeinsatzes auf sich aufmerksam machten. „Es ist gut, einen Armend Alaj als Alternative für Rechtsaußen auf der Bank zu wissen“, betonte Sead Hasanefendic.

Eine Christian-Zeitz-Fackel schlug nach 37 Sekunden zum 0:1 im Eisenacher Kasten ein. Das 3:3 kam auch aus der berühmten linken Hand des ehemaligen Nationalspielers (10.). Wer mit einer Christian-Zeitz - Gala gerechnet hatte, sah sich getäuscht. Er, vom einstigen Leistungszenit entfernt, wurde an die kurze Leine gelegt. Gegen die Würfe von Kevin Bitz aus dem rechten Rückraum (12 Feldtore!) fand die ThSV-Abwehr nicht das richtige Rezept. Das 4:5 durch ihn (12.) bedeutete die letztmalige Führung der Gäste. Sehenswert die Dublette zwischen Daniel Luther und Justin Mürköster zum 5:5-Ausgleich. Adrian Wöhler stibitzte sich das Leder und vollendete zum 6:5 (14.). Die Wartburgstädter gaben fortan die Führung nicht mehr ab. Alexander Saul erhöhte im Doppelpack auf 9:6 (17.). Dazwischen lag eine spektakuläre Gorobtschuk-Parade. Der ThSV-Schlussmann kaufte auch dem frei vor ihm auftauchenden Philipp Müller das Leder ab (19.). Kevin Bitz hielt die Gäste auf Tuchfühlung. Mehr als der Anschlusstreffer gelang auch ihm nicht. Dem 11:10 ließ Justin Mürköster im Fallen das 12:10 folgen, von einem Beifallsorkan begleitet. Unter Bedrängnis legte Marcel Schliedermann zum am Kreis lauernden Justin Mürköster ab, der zum 13:11 einnetzte (26.). Selbstbewusst suchte der kurzzeitig eingewechselte Noah Streckhardt den Zweikampf und netzte ein, bediente wenig später Alexander Saul zum 15:12-Pausenstand (30.).

Willy Weyhrauch und Adrian Wöhler schließen Tempogegenstöße ab

Der einzige kleine Makel am Eisenacher Auftritt, die Startphase der zweiten Halbzeit. Dass kritisierte auch Trainer Sead Hasanefendic. Seine Schützlinge leisteten sich drei Ballverluste hintereinander. Auf mehr als zwei Treffer kam der bisherige Tabellenführer aber nicht heran (16:14,38.). Es folgte ein energischer Eisenacher Zwischenspurt über von Adrian Wöhler und Willy Weyhrauch abgeschlossene Tempogegenstöße zum 20:14 (39.). Mit Jochen Geppert, Torjäger Kevin Bitz und Routinier Christian Zeitz im Rückraum versuchten die Gäste, die drohende Niederlage abzuwenden. Die auf Sieg programmierten Eisenacher ließen sich von ihrer Marschroute nicht abbringen. Sehenswerte Spielzüge forderten geradezu den Beifall von den Rängen heraus. Ganz leise Hoffnung beim 24:21 bei den Gästen (52.). Alexander Saul läutete mit seinem 7. Treffer zum 25:21 (56.) die Schlussoffensive der Hausherren ein. Marcel Schliedermann und Jonas Richardt markierten die Treffer Nummer 27 und 28 für den ThSV Eisenach. Längst begleitete die eindrucksvolle Kulisse ihr Team mit standing Ovations!

Statistik

ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Kremmer, Brand; Iffert, Bogatzki, Wöhler (5), Potisk, Luther (4/3), Miljak, Schliedermann (2), Richardt (1), A. Alaj, Streckhardt (1), Mürköster (4), Weyhrauch (4), Saul (7)

SG Nußloch: M. Nitz, Lieb; Kuch, Müller (4), Zeitz (3), Geppert (1), Gäßler, M. Schmitt, Buse, K. Bitz (12), N. Schmitt, Herrmann (2/1), Ganshorn, Petroczi

Siebenmeter: ThSV Eisenach 3/3 – SG Nußloch 1/1

Strafminuten: ThSV Eisenach 2 x 2 Min. – SG Nußloch 0

Schiedsrichter: Bolus/ Foitzik

Zuschauer: 2.018

Th. Levknecht

Quelle: PM ThSV Eisenach

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