„Stimmung und Leidenschaft“

- Unter SG Entzug, Teil 3

Immer noch Ruhe vor der „Hölle Nord“. Patricia Pirzenthal war vor einigen Wochen schon mal vor Ort, um endlich mal wieder ein Spiel ihrer SG Flensburg-Handewitt zu sehen – im Autokino. Nun ist sie in einem Spielertrikot zum Gespräch erschienen. Und nicht wie sonst im Torwart-Dress von Benjamin Buric.

Die 23-Jährige ist eines von 271 Mitgliedern des Fan-Clubs „Hölle Nord“. Seit 2007 drückt sie der SG beide Daumen – zunächst noch an der Seite ihres Vaters. Als Jugendliche zog sie auf die Nordtribüne. „Da herrscht Stimmung und Leidenschaft“, lächelt die junge Frau. Seit Jahren besitzt sie eine Dauerkarte – unterbrochen von einer Phase, in der sie vermehrt Schichtdienst zu leisten hatte. Benjamin Buric hat sich zu ihrem Lieblingsspieler gemausert, früher schwor sie vor allem auf die Linksaußen Lars Christiansen und Anders Eggert. Patricia Pirzenthal spielte dann auch selbst Handball – natürlich auf der Linksaußen-Position.

Kein Handball, keine Treffen
Oft fährt sie auch auswärts mit. Anfang März hatte sie volles Programm: gelitten in Göppingen, gejubelt gegen Melsungen und gefeiert in Berlin. Da ahnte Patricia Pirzenthal noch nicht, dass sie so lange auf ihre liebste Freizeitbeschäftigung verzichten müsste. Plötzlich fielen alle privaten Termine weg, der Fokus richtete sich komplett auf die Arbeit als Krankenschwester. Ein systemrelevanter Beruf in Tagen einer Corona-Pandemie. Handballspiele fehlten nun – und auch schöne Treffen mit dem Fan-Club. Eigentlich war in der Sommerpause das 25-jährige Jubiläumsfest der „Hölle Nord“ geplant – mit Schifffahrt. „Schade für das Team, das schon so viel Arbeit in die Vorbereitungen gesteckt hatte“, sagt Patricia Pirzenthal. „Hoffentlich kann das Jubiläum im nächsten Jahr nachgeholt werden.“

Vorfreude auf das Wiedersehen
Zuletzt ließ sich Handball nur als Konserve genießen. Etwa den Mauer-Aufsetzer von Jim Gottfridsson beim Bergischen HC oder das Endspiel um die Champions League 2014. Und vor allem die Meisterschaften. 2018 zitterte Patricia Pirzenthal gegen Göppingen in der FLENS-ARENA mit, 2019 musste sie berufsbedingt auf den Sonderzug nach Düsseldorf verzichten, war aber später bei den Feierlichkeiten im Deutschen Haus. „Direkt dabei sein ist am schönsten“, sagt sie. „Ich freue mich auf Handball und darauf, die Jungs wieder zu sehen.“ Wann es wieder möglich sein wird, ist noch unklar. Aber Patricia Pirzenthal wird der SG weiterhin zur Seite stehen. „Wir Fans leiden, bluten, weinen und feiern mit unserem Verein.“