Zwei mal Zwei – das Doppelinterview mit Lars Görder und Rafael Jacobsmeier, die Kapitäne der 1. Männermannschaft des HBS Bad Salzuflen, Teil 2.

Handball vor Zuschauern spielen? Wenn es soweit ist, möchte ich bestens vorbereitet sein.“ (Rafael)

HBS: Ich glaube das letzte Jahr muss man abhaken. Wie seht Ihr die nächsten Monate, was hält Eure Motivation aufrecht?

Lars: Ich glaube wirklich für viele ist es schwierig. Ich kann da nur wieder sagen, dass mein verletztes Bein mich fordert und ich somit zum Training gezwungen bin. Das hilft in Zeiten in denen sonst auch Sofa, Chips und Cola verlockend wären. Dadurch bin ich wirklich gezwungen zu agieren und mindestens zwei Mal in der Woche eine gute Einheit für Ausdauer und Beine zu machen, um nicht in der Folge

Rafael: Die berechtigte Hoffnung, dass es absehbar ist, wieder Handball vor Zuschauern spielen zu können. Wenn es soweit ist, möchte ich bestens vorbereitet sein.

HBS: Angenommen, diese Saison wird nicht zu Ende gebracht und die Saison 2021/2022 startet in einer unveränderten Konstellation. Seid Ihr dabei und wenn ja was sind eure persönlichen Ziele?

Lars: Das ist derzeit schwierig zu sagen. Ich muss einfach wirklich gucken, was das Bein macht und was dann wirklich möglich ist. Die nächsten Wochen, persönliche Gespräche, Entscheidungen des Vereins und der Familie werden entscheiden. Ich kann also noch nichts wirklich sagen und will mich derzeitig auch zu keiner Äußerung hinreißen lassen. Es sind schwierige Zeiten für mich, in der mir das Spielen und die Gemeinschaft der Mannschaft definitiv fehlt, um allen anderen Stress den man so um den Sport derzeit mitmacht einfach vergessen zu können. Also warten wir mit der Antwort noch etwas ab.

„Bock auf die „geile Truppe“ habe ich jedoch allemal!“ (Lars)

Rafael: Bei mir gibt es auch ein paar Kleinigkeiten, von denen ich abhängig bin. Das hängt allerdings mit der Beendigung meines Masterstudiums zusammen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich auch nächste Saison für HBS auflaufe, ist allerdings sehr hoch. Die persönlichen Ziele sind damit verbunden, was mir aktuell alles fehlt. An erster Stelle steht eine reibungslose Saison mit allem, was dazugehört: Vor allem Siege, die anschließend gefeiert werden können und eine Mannschaftsfahrt, die die Saison abschließt.

Wenn ich mir ein Ziel für die neue Saison setzen würde, dann ist es, dass wir die Menschen wieder in die Halle locken und für Handball begeistern. Ich habe vor kurzem ein Video gesehen, als HC 93 Bad Salzuflen das Aufstiegsspiel für Liga 2 in der Halle Aspe hatte und war natürlich neidisch. Wenn ich mir etwas wünschen könnte, dann wäre es in der nächsten Saison bei einem Spiel einmal jeden Platz in der Halle Aspe besetzt zu sehen – dafür würde ich alles geben.

Jederzeit mit Volldampf unterwegs, Rafael Jacobsmeier in Aktion.

HBS: Rafael, Du trainierst ja eine Jugendmannschaft eines „unbedeutenden Nachbarortes“ [Spaß der Red.]. Kannst Du den Kindern und Jugendlichen Tipps geben, wie man sich in der aktuellen Situation zur Bewegung motiviert?

Rafael: Aktuell können wir leider den Wettbewerb nicht gegen andere Teams wahrnehmen. Es geht dabei nicht um Tore und auch nicht um Punkte. Mir selbst fehlt der Wettkampf gegen andere total, aber in so einer Situation muss man sich andere Wettkämpfe suchen. Jede Koordinationsübung, jeder Lauf, jede Kraftübung verbessert den eigenen Körperzustand. Das ist der Wettbewerb gegen sich selbst. Letztendlich ist es aber doch der Wettkampf gegen andere, denn wer die Zeit jetzt nutzt, um an sich zu arbeiten, kann sich, sobald wir wieder in die Halle dürfen, voll auf den Handball konzentrieren, während andere erstmal noch an ihrer Fitness arbeiten müssen. Als ich damals nach Bad Salzuflen gekommen bin, war der Grundsatz, den man sehr schnell aufgenommen hat: „Immer einmal mehr als die Konkurrenz.“ Da wir aktuell nicht wissen, wie viel die Konkurrenz macht, macht einfach so viel, wie möglich ist, denn mehr kann die Konkurrenz dann nicht machen.

„Sie hat mit uns viel zu tun, hat immer ein offenes Ohr und ist da für uns.“ (Lars)

HBS: Lars, Du bist ja ein ausgesprochener Familienmensch. Sicherlich ist Dein Team auch irgendwie Teil Deiner Familie. Wie wird aktuell Kontakt gehalten?

Lars: Derzeit wird viel persönlich telefoniert und in Teilen auch in Konferenzen mal Quatsch erzählt. Ich denke jeder in der Mannschaft weiß, dass ich jeder Zeit für ihn da bin. Meine Jungs können mich immer erreichen. Der ein oder andere hat es auch schon genutzt und so konnten immer wieder gute Lösungen für Probleme jeglicher Art gefunden werden. Ansonsten bin ich auch schon mit einigen Laufen gewesen. Sie unterstützen mich halt auch in der Reha und nutzen mein Training zum lockern ihrer Beine nach einem vorherigen anstrengenderen Lauf.

Und unsere gute Seele, unsere Physiotherapeutin Tabea, hat auch immer wieder viel Kontakt zu uns allen und übermittelt ganz viel Informationen. Eigentlich nicht so gut, dass so viele Verletzte auf sie angewiesen sind. Sie hat mit uns viel zu tun, hat immer ein offenes Ohr und ist für uns da. Das wiederum hält einen auch immer auf dem Laufenden.

Naja, ich hoffe wirklich bald alle mal wieder in welcher Sportart auch immer „abziehen“ zu können. Denn den Anstand haben sie ja doch immer, mich „alten Mann“ noch gewinnen zu lassen.

Als Familienmensch ist Lars Görder in jeder Situation gefragt und kümmert sich um seine Familie im privaten und sportlichen Bereich

„ … ich hoffe wirklich bald alle mal wieder in welcher Sportart auch immer „abziehen“ zu können.“ (Lars)

Lars und Rafael, herzlichen Dank für das Gespräch und hoffentlich bis bald in der „Hölle Aspe“.

Vielen Dank für die Fotos an Matthias Wieking.