Auf der Suche nach Konstanz
Die HSG Konstanz tritt weiter auf der Stelle. Eine richtig gute erste Hälfte in Würzburg reichte nicht. Danach musste der Blick schnell nach vorn gerichtet werden. Auf die große Chance, die der Spielplan nun eröffnet. Dreimal Schänzle-Hölle im Rücken, dreimal die Chance, dem ersten Heimsieg der Saison gegen Heilbronn-Horkheim direkt weitere folgen zu lassen. Doch auch die nächste Aufgabe hat es in sich und erfordert eine Top-Leistung. „Die dritte Liga im deutschen Handball hat sich krass verändert. Sie ist nicht mehr das, was sie vor zehn oder fünfzehn Jahren einmal war – sie ist brutal stark geworden“, schreibt Konstantin Madert in einer Kolumne. Und weiter, so der langjährige Zweit- und Drittligatorhüter: „Was in Liga drei Woche für Woche passiert, ist handballerisch weit näher an der alten Zweiten Liga als am klassischen Amateurbereich. Hildesheim, Emsdetten, Pforzheim, Konstanz, … Die Zahl der Teams, die professionell arbeiten, ist rasant gewachsen. Manche Vereine betreiben ein Vollzeit-Setup, inklusive Athletiktraining, Videoanalyse und Organisation wie aus der 2. Liga.“ Die heutige Liga mit 64 Clubs hat nichts mehr gemein mit der aufgeblähten Version nach der Corona-Pandemie mit ausgesetztem Abstieg und 82 Teams.
„Mit Selbstvertrauen in die Spiele gehen“
Das findet auch Felix Sproß. Der Rückraumspieler der HSG Konstanz hat schon fünf Jahre in der 2. Bundesliga gespielt, war zwei Jahre in Schwedens höchster Liga sowie ein Jahr in der Bundesliga aktiv und meint: „Die Liga ist stärker als vor zwei Jahren und eine richtig gute.“ Eine, in der weiter Woche für Woche Überraschungen an der Tagesordnung sind. Die Gründe für die Konstanzer Inkonstanz sind aus seiner Sicht vielschichtig und nicht nur auf einen zurückzuführen. „Wir müssen zusehen, dass wir mit Selbstvertrauen in die Spiele gehen“, sagt der 28-Jährige, der unbedingt den nächsten Heimsieg möchte. „Hauptsache wir gewinnen, egal wie“, ist sein Credo. Mit klarer Idee im Kopf, spielerischer Linie ohne einfache Fehler und der nötigen Ruhe in den Aktionen.
Psychologie in Spiel und Beruf
Gerade die einfachen Fehler müsse man abstellen, auch die „blöden Würfe“, die sich durch die ganze Mannschaft ziehen. Der gebürtige Mindener richtet den Blick nur nach vorne, konzentriert sich auf das, was er beeinflussen kann. Dabei dürfte er derjenige im Kader der Konstanzer sein, der über das beste Rüstzeug verfügt, um mit schwierigen Situationen umzugehen. Mit einem Bachelor- und Masterabschluss in Psychologie bringt er nach wie vor viel Energie für den Handballsport auf, geht aber zugleich die ersten Schritte seiner Selbständigkeit als psychologischer Berater, der sich auf Themenbereiche aus der Gesundheitspsychologie spezialisiert hat. Dabei helfen ihm jahrelange Erfahrungen im Profisport. Zusätzlich strebt er einen Teilzeit-Einstieg in der Forschung an, um einen ganzheitlichen Blick auf den Menschen zu bekommen. Aus bisherigen Krisensituationen und seinem beruflichen Hintergrund weiß er, was hilft und Energie gibt. „Aber“, erklärt der spielstarke Rückraumspieler, „jeder Mensch ist unterschiedlich. Es gibt da nicht die eine Strategie, sondern viele Möglichkeiten.“
Bester Torschütze der 3. Liga Süd im Kader des Gegners
Die richtige Strategie für den Vergleich mit dem TV Erlangen-Bruck müssen Trainerteam wie Spieler nun finden. Die Mittelfranken stiegen in der letzten Saison mit 43:5 Punkten souverän als Meister der Regionalliga Bayern in die 3. Liga auf. Dort schlägt sich „Brooklyn United“, wie sich der Club aus dem Erlanger Stadtteil Bruck selbst nennt, bislang ausgesprochen gut. Mit 12:12 Punkten bei einem Spiel mehr steht Erlangen-Bruck zwei Plätze über der HSG Konstanz auf Rang acht. Dies auch dank Rechtsaußen Jonas Poser, der mit 111 erzielten Treffern aktuell bester Torschütze der 3. Liga Süd ist. Aber auch Mittelmann Philipp von Alvensleben sticht mit 62 Toren heraus. Der 25-Jährige trug wie auch Poser und einige weitere Akteure schon das Trikot des Lokalrivalen HC Erlangen.
Unbekümmerte Erlanger
Sproß warnt vor den Rückraum-Würfen des Aufsteigers und stuft ihn als „schnelle Mannschaft“ ein. „Sie verfügen über viele junge Spieler, die völlig unbekümmert und befreit auftreten“, hat der Mann beobachtet, der einige Erfahrungen aus Bayern und seiner Zeit beim TV Großwallstadt, TV Kirchzell und HSC 2000 Coburg mitbringt. „Wir wollen“, unterstreicht er, „uns auf uns konzentrieren und ein gutes Spiel machen.“ Der Fokus liegt auf dem eigenen Spiel, einer kompakten Defensive und einer konzertierten, variablen Angriffsleistung. Sei es über die spielerische Komponente mit Christos Erifopoulos und Felix Sproß oder mit der Wucht von Lars Michelberger aus der zweiten Reihe.
Drei Heimspiele in Folge
Mit den drei Heimspielen in Serie bietet sich für die Gelb-Blauen die Gelegenheit, den eigenen treuen Anhängern etwas zurückzugeben. „Zu Hause mit unseren Fans zu gewinnen macht riesigen Spaß. Alle sind mit viel Herzblut dabei“, bedankt sich Sproß für die große Treue und Unterstützung. „Hier in dieser coolen Halle zu gewinnen ist eine große Motivation“, hebt er hervor. „Es ist total schön und besonders, wie sehr hier alle hinter uns stehen. Das gibt uns eine gute Energie auf dem Spielfeld.“
Quelle: PM HSG Konstanz