Hilfe bei Einkauf, Fahrten und PC:
HSG Konstanz-Spieler Max Wolf und Fabian Wiederstein wollen „positives Zeichen setzen, dass das Zwischenmenschliche gerade jetzt sehr wichtig ist“
Die Corona-Krise trifft auch Handball-Zweitligist HSG Konstanz und ihre Spieler hart. Der Spieltrieb in der 2. Bundesliga wurde bis Ende April ausgesetzt. Wie es danach weitergeht, weiß keiner. Mit Maximilian Wolf, Fabian Wiederstein, Paul Kaletsch und Jonas Löffler haben sich allerdings vier Spieler sofort dazu entschieden, Hilfsbedürftige Menschen mit Einkäufen, Fahrdiensten und PC-Hilfe zu unterstützen. Anfragen sehr gerne über presse@hsgkonstanz.de.
Im Doppelinterview sprechen der Torwart und Kreisläufer über ihre Beweggründe, ihren neuen Alltag, ihre Tipps, um positiv zu bleiben und wie aus ihrer Sicht die Krise gemeinsam überwunden werden kann.
Wie habt Ihr das – zumindest vorläufige – Ende der Saison erlebt? Erst der 24:23-Auswärtssieg in Aue vor über 1400 Fans, nur einen Tag später war schnell klar, dass es sowas längere Zeit nicht mehr geben wird.
Max Wolf: Es war ja ein schleichender Prozess, der sich über einen gewissen Zeitraum entwickelt hat und der zu Konsequenzen führen musste. Mit diesem Ausmaß hat aber zunächst keiner gerechnet. Nach dem Sieg in Aue haben wir uns alle gut gefühlt und auf das Heimspiel gegen Hamburg gefreut.
Fabian Wiederstein: Wir waren alle voll im Fokus und im Rhythmus, in einer guten Phase und voller Tatendrang. Man hat sich auf jedes Spiel gefreut. Mir persönlich hat es schon ein Stück weit den Boden unter den Füßen weggezogen. Das, was ich mit Leidenschaft und sehr, sehr gerne mache, ist nun nicht mehr möglich. Natürlich gibt es viel wichtigere Dinge als Handball. Das genaue Ausmaß der Krise kennen wir alle nicht.
Neben den Handball-Hallen haben auch die Universitäten und viele Betriebe geschlossen. Was macht Ihr, wie geht Ihr mit der neuen Situation um?
Wiederstein: Durch mein Fernstudium kann ich daheim lernen und Klausuren schreiben. Man macht das Beste aus dem Alltag. Aber es hat sich viel verändert.
Wolf: Gerade ist für mich an der Uni Konstanz vorlesungsfreie Zeit. Diese wurde verlängert. Aktuell schreibe ich noch an einer Hausarbeit. Und natürlich halte ich mich privat fit.
Habt Ihr Tipps, um in dieser schweren Zeit weiter positiv zu bleiben?
Wiederstein: Man hat viel Zeit für sich selbst und Dinge, die bislang hinten anstanden. Ich habe mehr Zeit, um zu lesen oder zu lernen. Wichtig ist ein geregelter Tagesablauf mit Home-Office und Home-Workout. Natürlich informiere ich mich über das Geschehen, aber es tut mir gut, nicht jede Eilmeldung zu lesen.
Wolf: Ein Plan mit Aufgaben, die man erledigen möchte, hilft mir. Die Zeit, die man daheim verbringen sollte, kann ich zudem nutzen, um in FIFA noch besser zu werden. (lacht)
Ihr habt Euch allerdings auch sofort selbst gemeldet, um Hilfsbedürftigen in dieser Krise mit Einkaufshilfen, Fahrdiensten und PC-Hilfe zur Seite zu stehen. Was hat Euch dazu bewegt?
Wolf: Die zusätzliche Zeit wollen wir nutzen, um Menschen zu helfen, die viel mehr gefährdet sind. Mit diesen Hilfen können wir älteren Mitbürgern das Risiko nehmen. Und wir wollen ein positives Zeichen setzen, dass das Zwischenmenschliche gerade jetzt sehr wichtig ist.
Wiederstein: Dem kann ich mich nur anschließen. So schwer die Krise auch ist, wir wollen alle positiv aus ihr herauskommen. Dabei sitzen wir alle in einem Boot. Den einen betrifft es vielleicht mehr, den anderen etwas weniger, aber letztlich sind wir alle betroffen. Egal, ob wir viel oder wenig verdienen. Der Fussball-Ultra, genauso wie der Vorstand eines Unternehmens. Ich hoffe, wir gehen gestärkt aus der Krise heraus und dass Solidarität und Zusammenhalt in unserer Gesellschaft noch wichtiger werden. Da gehört es dazu, dass wir selbst unterstützen, wo wir können.
Solidarität und Zusammenhalt sind ein gutes Stichwort. Was möchtet Ihr Sponsoren und Fans sagen?
Wiederstein: Die Situation ist für uns alle extrem schwer. Gerade deshalb ist es wichtig, dass alle Fans, Spieler, Sponsoren, der gesamte Verein zusammenhält und sich gegenseitig unterstützt. Dazu muss jeder seinen Teil beitragen. Es wird schwer sein, wieder aus dieser Phase herauszukommen – doch wenn jeder nur nach sich sieht, wird es auf gar keinen Fall funktionieren.
Wolf: Manche sind nicht so stark betroffen wie andere. Wichtig ist es, dass die, die es am härtesten trifft, unterstützt werden. Wenn alle an einem Strang ziehen, werden wir gemeinsam da herauskommen.
Wie sehr belastet vor allem die Ungewissheit?
Wolf: Man wünscht sich nichts mehr als den normalen Alltag zurück, schnell wieder etwas Normalität. Wir hoffen, dass wir dann wieder unserer Leidenschaft mit unseren Fans im Rücken nachgehen können. Davon lebt der Sport.
Wiederstein: Hoffentlich beruhigt sich die Lage bald, es müssen so wenige Menschen wie möglich unter der Pandemie leiden und die Gesellschaft hält den Belastungen stand. Vor allem diejenigen, die gerade das Rad am Laufen halten wie im Gesundheitswesen und in der Lebensmittelversorgung. In anderen Bereichen muss man zurückstecken.
Dennoch muss sich der Sport auch um seine eigene Zukunft Gedanken machen. Was haltet Ihr für eine machbare und gerechte Lösung hinsichtlich dieser nach 24 Spieltagen ausgesetzten Saison?
Wiederstein: In der Situation, in der wir uns befinden, wird es schwierig, die restlichen Spiele auszutragen. Selbst unter Ausschluss der Öffentlichkeit geht es immer noch um die Gesundheit der Spieler. Wie schnell sich der Virus ausbreitet, hat man bei den Rhein-Neckar Löwen gesehen. Die Entscheidung treffen jedoch andere Personen.
Wolf: Diese Saison noch sportlich zu beenden, halte ich für nicht realistisch. Die Frauen-Bundesliga hat sich für Auf- aber keine Absteiger entschieden. Dadurch würden die Ligen und die Belastungen für die Spieler steigen. Diverse Lösungen haben alle ihre Vor- und Nachteile. Darüber zerbrechen sich viele Menschen gerade die Köpfe. Die Entscheidungen liegen nicht in unserer Hand.
Fragen: Andreas Joas
Quelle: PM
HSG Konstanz