Was mit einem beeindruckenden Einmarsch der 50 Konstanzer Fans, der genauso beindruckenden Herzlichkeit beim Empfang durch die Horkheimer und fantastischer Stimmung begonnen hatte, endete schließlich mit einer bemerkenswerten „Machtdemonstration“ der HSG Konstanz, so bilanzierte die „Heilbronner Stimme“. So weit wollte Andre Melchert, beim Topspiel alleine verantwortlich für das Team, da die Frau von Cheftrainer Daniel Eblen ihr drittes Kind erwartete, nicht gehen. Doch der klare 34:25 (16:12)-Sieg mit zwischenzeitlicher Elf-Tore-Führung beim zuvor verlustpunktfreien Spitzenreiter war Grund für ihn stolz auf „die Jungs zu sein. Und die können auch stolz auf sich sein“, meinte er. Mit 12:4 Punkten rangiert die HSG als Zweitplatzierter nur noch zwei Zähler hinter Heilbronn.
Sieben Spiele hatte der TSB zuvor allesamt, meist deutlich, für sich entschieden. Ein echter Lauf. Direkt dahinter die HSG mit zu diesem Zeitpunkt drei Erfolgen in Serie. Die Ausgangsposition war prickelnd, die Halle gut gefüllt und die Stimmung bestens. Dafür sorgte schon alleine der herzliche Empfang der Heimfans, die die Konstanzer Schlachtenbummler mit einem großen Banner willkommen hießen und den HSG-Fanbus für die Rückfahrt mit 70 Brötchen versorgten. Aber auch die Konstanzer Fans zeigten sich von ihrer besten Seite. Wieder einmal mit viel Kreativität, bunt, fröhlich und lautstark. Ein kurzer Schrecken dürfte so manchem TSB-Offiziellen zwar noch durch die Glieder gefahren sein, als kurz vor dem Spiel – wie schon in Kornwestheim – ein Countdown aus dem Gästefanblock ertönte. Doch dieses Mal flog am Ende kein Konfetti durch die Luft – stattdessen prangte auf vielen blauen Zetteln: „Konfetti“. Und: die Zettel blieben Zettel und wurden kein Konfetti. Dank württembergischer Gründlichkeit beim Aufräumen der HSG-Fans war davon nach Schlusspfiff nicht ein einziges Blatt Papier mehr zu sehen.
Ein würdiger Rahmen für das Spitzenspiel und die Eröffnung eines denkwürdigen Duells. Zwar legte Horkheim mit 2:0 vor und ging noch einmal mit 5:4 in Führung. Doch es war die letzte im ganzen Spiel. Fortan dominierte die HSG Konstanz. Mit einem schier unüberwindbaren Abwehrriegel, den überragenden Tom Wolf und Fabian Wiederstein im Innenblock und einem erneut bärenstarken Torhüter Simon Tölke. Lediglich 25 Treffer sollten dem torhungrigsten Angriff der Liga gegen dieses Bollwerk gelingen. Zuvor waren es im Schnitt 32.
„Die Jungs haben über 60 Minuten extrem diszipliniert gespielt“, erklärte Andre Melchert den Husarenstreich seiner jungen Schützlinge. „Das, was wir uns vorgenommen haben, haben sie zu 100 Prozent umgesetzt.“ Auf dem Spielfeld sah das dann so aus: Jede noch so kleine Lücke im Zentrum gegen die starke Heilbronner Rückraumreihe und Nils Boschen am Kreis wurde sofort zugeschoben, immer waren zwei oder drei Konstanzer sofort an den TSB-Akteuren dran. Enormer Druck, den die Gäste in der Deckung ausgeübten. Wurde um jeden Ball gekämpft. Etwa, als Fabian Wiederstein sich einen schon verloren geglaubten Abpraller gegen drei Horkheimer doch noch schnappte. Oder wurde nach jeder gelungenen Aktion zusammen mit der Bank und den Fans gefeiert.
„Aber“, so ergänzte Melchert, „auch die Offensivleistung war sehr konzentriert. Wir haben geduldig auf unsere Chancen gewartet und diese eiskalt genutzt“. Sie war famos, konnte, ja musste man so sagen. Der mit pfeilschnellen Bewegungen agierende Tim Jud vernaschte seine Gegenspieler mehrmals im Eins-gegen-Eins. Paul Kaletsch hielt sich anfangs zurück und setzte seine Mitspieler herrlich in Szene, ehe er explodierte und Heilbronn kein Mittel mehr gegen den variablen, spielfreudigen Rückraumkanonier fand. Und Fabian Wiederstein war am Kreis mit fairen Mitteln nicht zu stoppen und sicherte seinem Team zahlreiche Strafwürfe.
Aus einem 5:4 für die Gastgeber wurde so alsbald eine 7:5-Führung für Konstanz. Heilbronn kam zwar noch einmal auf 10:11 (24.) heran, doch die Richtung war klar und eindeutig: Die HSG drückte weiter aufs Tempo und nur in eine Richtung. Vier Tore Differenz zeigten die Anzeigetafeln zur Pause, die nach dem Seitenwechsel minütlich anwuchs. Bis auf elf Tore. Mit herrlichen Aktionen wie einem Kempa-Trick und einem spektakulären Dreher aus dem Nullwinkel von Fabian Maier-Hasselmann an TSB-Keeper Sven Grathwohl vorbei. Egal, was Heilbronn auch versuchte, an diesem Abend war der längst wie im Rausch zaubernden HSG Konstanz mit keinem Mittel beizukommen. Eine doppelte Manndeckung für Tim Jud und Paul Kaletsch verpuffte ebenso ohne positiven Effekt für den Spitzenreiter wie auch die Umstellung auf eine offensive Deckungsvariante.
Die HSG hatte sofort die passenden Antworten parat und war von jeder Position aus gefährlich. Selbst dem mit Lob sonst eher zurückhaltenden Andre Melchert gingen nach dem Schlusspfiff folgende Worte über den zu einem breiten Lächeln geformten Mund: „Das war wirklich eine überragende Mannschaftsleistung. Hut ab. So kann man auch ein Topspiel deutlich für sich entscheiden und den Top-Angriff des TSB bei nur 25 eigenen Toren halten.“ Noch mehr Selbstbewusstsein habe man sich damit geholt, meinte der Sportchef. „Aber“, schränkte er auch gleich ein: „Wir wissen, dass das auch nur zwei Punkte sind. Wir müssen einfach so weiterarbeiten. Denn wenn wir so spielen, werden wir immer eine gute Chance haben, zu gewinnen.“
Wer es mit den Konstanzern hielt, dem lief an diesem Abend nicht nur einmal ein kalter Schauer über den Rücken. Natürlich aufgrund der beeindrucken Leistung auf dem Spielfeld, aber mindestens genau so sehr angesichts der Symbiose zwischen Fans und Spielern. Nach unermüdlicher Unterstützung lagen sich Spieler und Fans nach der Partie in den Armen, stimmten – natürlich – wieder die Humba an und feierten minutenlang ausgelassen den Erfolg.
So schön kann Handball sein. Und das Miteinander – sogar unter Konkurrenten. Denn selbst die deutlich geschlagenen Heilbronner Fans feierten mit den HSG-Anhängern. Ein Spitzenspiel, das in jedem Bereich dieser Kategorie gerecht wurde. Mit Spitzenleistungen auf und neben der Tribüne. Mit Gänsehaut- und ganz spektakulären Momenten. Und schließlich einem großen Konstanzer Ausrufzeichen, durch das die 3. Liga Süd wieder so richtig spannend geworden ist.
Am Sonntag, 17 Uhr, möchte die HSG Konstanz nun vor eigenem Publikum gegen die TSG Haßloch nachlegen.
HSG Konstanz: Maximilian Wolf, Simon Tölke (Tor); Michel Stotz (1), Fabian Schlaich (2), Tom Wolf (2/1), Fabian Wiederstein (3), Paul Kaletsch (12/6), Felix Krüger, Fabian Maier-Hasselmann (4), Joschua Braun (1), Tim Jud (6), Tim Keupp (2), Samuel Wendel (1).
Zuschauer: 610 in der Stauwehrhalle Horkheim.
Schiedsrichter: Markus Kauth und Andre Kolb.
Weitere Informationen unter: www.hsgkonstanz.de
Quelle: PM HSG Konstanz
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