Horst Bredemeier im Interview

14.08.2009 8:23
Die Nachricht klang gut: GWD Minden entlässt seine Bürgen aus der Verantwortung. Und sie wird auch nicht schlechter, wenn man genauer hinsieht. In zwölf Jahren gelang es dem Klub und der GmbH, den siebenstelligen Schuldenbetrag Jahr für Jahr zu drücken, sodass der Moment näher rückt, indem sich GWD komplett seiner Altlasten entledigt hat. Wir sprachen mit Horst Bredemeier über den Stand der Dinge. Frage: Gute Nachrichten aus dem Ostwestfälischen. GWD Minden entlässt seine Bürgen aus der Verantwortung. Wie kam es dazu? Horst Bredemeier: "Wir hatten schon seit 1997 große Schulden im Verein. Und da damals – anders als bei anderen Vereinen – kein wirtschaftlicher Träger in Form einer GmbH oder ähnliches existierte, konnten wir doch nicht den gesamten Verein vor die Wand fahren lassen. Wir haben erst in jenem Jahr eine GmbH & Co KG gegründet, die seitdem jährlich eine Lizenzgebühr an den Klub zahlt. Und für die Altlasten gab es zwischenzeitlich Bürgschaften. Heute haben wir die Altlasten so weit herunter gefahren, dass wir die Bürgen aus der Verantwortung nehmen konnten." Frage: Darf man nun davon ausgehen, dass der Klub sich seiner Verbindlichkeiten damit entledigt hat? Horst Bredemeier: "Leider nur fast. Es bleibt Stand heute noch immer ein Rest von rund 150.000 Euro. Aber das ist mittlerweile überschaubar. Die Leute, die für den Klub gebürgt haben, sind teilweise ganz normale Vereinsmitglieder. Da gibt es zum Beispiel den 90-jährigen Karl-Heinz Bruhns, der mit einer hohen fünfstelligen Summe bürgte. Wir wollten ganz einfach, dass diese Leute so rasch wie möglich da raus sind und kein Risiko mehr zu tragen haben." Frage: Wie hoch war denn zunächst die Summe der Altlasten? Horst Bredemeier: "Die Schulden lagen damals bei rund 2,4 Millionen Mark, also etwa 1,2 Millionen Euro. Dann kamen zwischenzeitlich noch einmal 700.000 Mark seitens der Berufsgenossenschaft hinzu. Das war im Jahr 2000." Frage: Und das haben Sie das nun auf 150.000 Euro gedrückt? Das ist vorbildlich. Horst Bredemeier: "Das ist vielleicht vorbildlich. Aber wir haben das ja auch ganz einfach so machen müssen." Frage: Haben Sie niemals über eine Insolvenz nachgedacht? Wäre doch der einfachere Weg gewesen. Horst Bredemeier: "Wir konnten ja keine Gesellschaft kaputtgehen lassen, weil die Schulden beim Hauptverein lagen. Insofern mussten wir diesen Spagat machen, uns einerseits finanziell enorm zurückzuhalten, andererseits aber auch soviel auszugeben, um die Erstliga-Zugehörigkeit zu erhalten. Wir hätten uns sicher noch rascher unserer Altlasten entledigen können, hätten dann aber beim Personal einsparen müssen. Das hätte ganz sicher zum Abstieg geführt. Dem konnten wir so entkommen." Frage: Kann GWD nun mit einem größeren finanziellen Spielraum planen? Horst Bredemeier: "In keinster Weise. Noch immer drückt uns ein kleiner Restbetrag. Wenn du über zwölf Jahre regelmäßig rund 100.000 Euro abbezahlt hast, dann wird der gegenwärtige Schuldenstand daran nicht viel ändern. In Minden müssen wir weiterhin mit jedem Euro rechnen." Frage: Aber moralisch ist das schwer in Ordnung, was GWD gemacht hat. Horst Bredemeier: "Das finde ich auch. Aber alles andere war nie ein Thema. Es mag ungewöhnlich klingen, aber unter Umständen wäre hier ein Traditionsverein gestorben, der einst Meistertitel in der Halle und auf dem Großfeld einfahren konnte." Frage: Dürfen die Fans dennoch auf Sicht mit einer höheren Qualität des Kaders rechnen? Horst Bredemeier: "Auf Sicht möglicherweise. Aber wir können bislang nicht in spektakulärer Weise auf dem Transfermarkt tätig werden." Frage: Dann sollte Ihr Klub wohl auch diesmal in erster Linie um den Klassenverbleib spielen. Horst Bredemeier: "Das ist so. Aber das Schicksal teilen wir mit allen anderen Klubs, die wie wir in der Größenordnung eines 2,5 Millionen Euro umfassenden Etats planen und wirtschaften müssen." Frage: Das war wohl auch der Grund, weshalb Arne Niemeyer nach seinem Ausflug nach Hamburg nicht wieder nach Minden zurückkam, sondern zum Konkurrenten Nettelstedt wechselte. Horst Bredemeier: "Das hat damit überhaupt nichts zu tun. Ich nehme an, dass er einfach gern zum TuS N-Lübbecke wollte. Sein Ausflug nach Hamburg hat ihm nicht so besonders gut gefallen. Jetzt will er in Nettelstedt die Bestätigung suchen. Und sicher hat der TuS ihm auch ein wesentlich besseres Angebot gemacht als wir es ihm hätten unterbreiten können." Quelle: www.toyota-handball-bundesliga.de

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