„Über den gesamten Spielverlauf ein faires Ergebnis“
Am Ende rauften sich die Konstanzer die Haare, standen mit versteinerten Minen und dem Blick ins Nichts auf dem Spielfeld, während die Gäste aus Kronau-Östringen den Punktgewinn in allerletzter Sekunde wie einen Sieg feierten. Gästetrainer Holger Löhr fasste die Gemengelage passend zusammen: „Wir hatten vielleicht mal kurz die Chance auf plus Fünf zu stellen, um das Ding zu gewinnen. Alles in allem haben wir glücklich noch einen Punkt geholt. Über den gesamten Spielverlauf ist das ein faires Ergebnis.“
„Vielleicht die beste Halbzeit in dieser Saison was die Abwehr betrifft“
Zunächst spielte die HSG Konstanz in der ersten Halbzeit gut auf. Zeigte sich entschlossen in den Zweikämpfen und entwickelte viel Zug zum Tor. Überhaupt setzten beide Teams auf ein hohes Tempo und kamen damit zu vielen Angriffen. Vor allem die letzte Phase des ersten Durchgangs gehörte klar den Konstanzern, die so eine 19:16-Führung mit in die Kabine nehmen konnten und in die zweite Halbzeit eine Überzahlsituation mitnehmen durften. Für HSG-Coach Vitor Baricelli „eine sehr gute erste Halbzeit. Vielleicht sogar die beste in dieser Saison was die Abwehr betrifft.“
Abwärtsspirale
Weniger gut verlief der Start nach dem Seitenwechsel – trotz der numerischen Überlegenheit. Kaum sechs Minuten waren gespielt, da war der Vorsprung aufgebraucht und die Talente der Rhein-Neckar Löwen glichen durch Jan Kraft zum 21:21 aus, ehe Laurin Karrenbauer direkt im nächsten Angriff vom Siebmeterstrich seine Farben erstmals nach dem 2:1 wieder in Front warf. Dies bildete den Auftakt in höchst intensive letzte 20 Spielminuten, in denen es hin und her ging. „Wir geben den Vorsprung zu schnell aus den Händen, mit zu vielen technischen Fehlern und Fehlwürfen“, ärgerte sich Baricelli. So manövrierte sich die HSG Konstanz selbst wieder ein eine Abwärtsspirale, aus der sie zunächst nicht mehr herausfand.
Publikum gibt Rückenwind für Comeback
Nach etwas mehr als einer Dreiviertelstunde ließ wieder Laurin Karrenbauer per Strafwurf seine Mannschaft jubeln. 31:27 führten die Junglöwen zu diesem Zeitpunkt und es folgten Minuten, in denen die von Gästecoach Löhr angesprochene mögliche Vorentscheidung zu Gunsten seiner Mannschaft hätte folgen können. „Diese Kulisse ist immer ein geiles Erlebnis“, bedankte sich Baricelli beim Konstanzer Publikum, das dennoch sofort zur Stelle war und die Heimmannschaft bei jeder guten Aktion nach vorne peitschte. „Wir haben“, richtete sich der 29-Jährige an die HSG-Fans, „das Spiel auch wegen euch wieder geholt.“ Nach dem 28:32 durch Theo Sommer verkürzte Lukas Dietrich mit zwei schönen Treffern auf nur noch 30:32 und eröffnete damit eine verrückte Schlussphase.
Drama in den letzten Minuten
Nikita Pliuto ließ die Schänzle-Hölle endgültig kochen, als er den Ball zum 34:35-Abschlusstreffer im Tor der Löwen unterbrachte. Es folgten zwei Hinausstellungen auf beiden Seiten und schließlich der umjubelte Ausgleich durch Felix Sproß rund zweieinhalb Minuten vor dem Ende. Möglich wurde die Konstanzer Aufholjagd neben der bemerkenswerten Unterstützung von den Rängen durch starke Paraden von HSG-Schlussmann Konstantin Poltrum. Wieder Sproß war es, der die zwischenzeitlich schon verloren geglaubte Partie mit dem 36:35 eineinhalb Minuten vor Ultimo erneut auf den Kopf stellte. Sproß bot sich dann auch die riesengroße Chance zur endgültigen Entscheidung, als er sich rund 40 Sekunden vor der Sirene schön durchsetzte und völlig frei zum Abschluss kam, allerdings am Löwen-Keeper scheiterte. So kam der Erstliga-Nachwuchs Mannheim noch einmal in Ballbesitz.
Buzzerbeater der Löwen
Im letzten Angriff zeigte sich einmal mehr die hohe individuelle Klasse der Talente aus Mannheim mit dem jüngsten Kader der Liga – Durchschnittsalter 19,6 Jahre. Lennart Karrenbauer behielt die Nerven und schweißte den schwierigen letzten Wurf um den Block herum in den rechten oberen Winkel des Konstanzer Tores. Direkt danach ertönte die Schlusssirene. Baricelli: „Wir hatten die Chance, das Spiel zuzumachen. Der Buzzerbeater ist natürlich sehr bitter, wir müssen am Ende etwas reifer spielen. Wir nehmen die Köpfe aber schnell nach oben, schauen nach vorne und arbeiten weiter.“ Erfreulich aus Konstanzer Sicht war noch das Heimspiel-Drittligadebüt von Torwart Noah Frensel, der sich direkt mit einer Parade in seiner ersten Aktion einfügen konnte und neben Jan Stotten, Jonas Hadlich und Lars Michelberger zu den HSG-Eigengewächsen zählt.
Nächstes Heimspiel am 18. Oktober
Am Samstag reist die HSG zum Erstliga-Nachwuchs des TVB Stuttgart. Am 18. Oktober ist dann um 20 Uhr der aktuelle Tabellendritte SG Pforzheim/Eutingen zu Gast in der Schänzle-Hölle.
HSG Konstanz: Noah Frensel, Konstantin Poltrum (beide Tor); Michel Stotz (2), Lars Michelberger (5), Felix Spross (6), Christos Erifopoulos (5/4), Luca Schwormstede, Jo Knipp, Maxim Pliuto (5), Jan Stotten (3), Nikita Pliuto (3), Jonas Hadlich, Sören Fuhrmann, Lukas Dietrich (5), Mathieu Fenyö (2), Veit Schlafmann.
Zuschauer: 800
Quelle: PM HSG Konstanz