Vierte Ein-Tor-Niederlage für HSG Konstanz: Bitterer Knockout Sekunden vor Schluss durch abgefälschten Wurf

03.12.2017 17:29
Chris Berchtenbreiter meldete sich nach seinem krankheitsbedingten Ausfall in der Vorwoche mit vier Treffern zurück. (Foto: Peter Pisa)
2. Handball-Bundesliga: HSG Konstanz – VfL Eintracht Hagen 29:30 (14:13) Im so wichtigen Spiel gegen den direkten Konkurrenten VfL Eintracht Hagen hat die HSG Konstanz vor über 1250 Fans einen weiteren bitteren Rückschlag hinnehmen müssen. Trotz zwischenzeitlicher Fünf-Tore-Führung und 24:21-Vorsprung vor der letzten Viertelstunde gelang es Konstanz in einem kampfbetonten, emotionalen Spiel nicht, den dritten Saisonsieg einzufahren und den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze herzustellen. Die 29:30 (14:13)-Niederlage war bereits die vierte mit nur einem Tor in dieser Saison. Und wie so oft besiegelte der Gegner den neuerlichen Genickschlag auf kurioseste und bitterste Art und Weise. Im tobenden Hexenkessel „Schänzlehölle“ traf zehn Sekunden vor dem Ende Sören Kress mitten in das Konstanzer Herz zum 30:29 für die Gäste aus dem Ruhrgebiet. Dabei hatte die Abwehr der HSG vorbildlich gearbeitet, konnte den Wurf blocken, doch der abgefälschte Ball wurde für den bereits am Boden liegenden Konstantin Poltrum, der angeschlagen erneut auf die Zähne gebissen hatte, nachdem Stefan Hanemann als vierter Akteur hatte passen müssen, zum unhaltbaren Kullerball, der langsam in das Netz trudelte. „Das darf doch nicht wahr sein“, schüttelten einige HSG-Fans den Kopf. Auf der Gegenseite fand Paul Kaletsch mit dem letzten Freiwurf nach Ablauf der Spielzeit keinen Weg vorbei am Eintracht-Block. Der Moment, in dem sich blankes Entsetzen in Konstanz breit machte. Ob auf dem Spielfeld oder auf der Tribüne, wo zuvor mehr als 1250 Fans für einen Höllenlärm gesorgt hatten, es herrschte für einen Moment Totenstille. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, als Paul Kaletsch sich einsam an einem Torpfosten abstützte und Mathias Riedel auf einem Stuhl mit gesenktem Blick in völlige Leere starrte. Oder auf der Bank der HSG, wo sich riesengroße Enttäuschung und blankes Unverständnis breit machte. Darüber, dass in einem typischen Abstiegsduell, in dem viel auf dem Spiel stand, nicht die über einen Großteil des Spiels dominierende HSG gewonnen hatte, sondern geduldig und abgezockt agierende Gäste das Spiel in letzter Sekunde etwas glücklich gedreht hatten, dessen war sich auch VfL-Trainer Niels Pfannenschmidt bewusst. „Es hätte so oder so ausgehen können“, meinte er auf der Pressekonferenz, „wir waren heute das glücklichere Team.“ Aber auch jenes, dass, wie sein Gegenüber Daniel Eblen ergänzte, „den einen Fehler weniger gemacht oder die eine freie Großchance weniger ausgelassen hat.“ Pfannenschmidt hatte völlig richtig „ein sehr emotionales Spiel mit vielen Fehlern“ erkannt. Eines, in dem beide Mannschaften mit ihren Nerven zu kämpfen hatten und der Fokus vor allem auf bedingungslosem Einsatz von der ersten bis zur letzten Sekunde lag. Vorteile erspielte sich zu Beginn mit teilweise sehenswerten Kombinationen die HSG. Der bärenstarke Mathias Riedel besorgte mit seinem ersten von acht Toren das 3:1 (4.), Hagen glich nach 14 Zeigerumdrehungen zum 6:6 aus, lief aber stets einem Rückstand hinterher, den Tim Jud auf vier Tore vergrößerte (11:7, 20.). Auffällig war schon jetzt, das Konstanz bei konsequenterer Chancenverwertung und etwas geringerer Quote an ganz leichten, ohne Bedrängis entstandenen Fehlern noch wesentlich deutlicher hätte führen können – wenn nicht müssen. Fatal war somit, dass die Gelb-Blauen vom Bodensee nach dem 14:9 fünf Minuten vor Pause und eines 4:0-Laufs der Gäste nur mit einem Tor in Front die Seiten wechseln konnten (14:13). Dies auch, weil Chris Berchtenbreiter an der Latte gescheitert war. Durchgang zwei begann dann wie der erste, Konstanz zog wieder mit drei Toren davon (16:13), lag durch zwei wichtige Treffer von Fabian Maier-Hasselmann mit 20:18 in Führung und hatte beim 24:21 alle Trümpfe in der Hand. Fünf Minuten vor Schluss gelang dem Aufsteiger aus Nordrhein-Westfalen jedoch der erste Führungstreffer nach dem 1:0. Doch wieder Mathias Riedel fand eine Lücke im 5:1-Deckungsverbund der Eintracht und drehte die Partie erneut (28:27). Hochspannung herrschte nun im brodelnden Hexenkessel am Schänzle, in dem sich die Zuschauer schon vier Minuten vor dem Ende komplett erhoben hatten. Kress brachte seine Farben zwar wieder in Front, nachdem Konstanz zuvor mit viel Pech völlig frei vor dem Tor an der Latte gescheitert war, doch Fabian Schlaich bediente Paul Kaletsch spektakulär zum Kempa-Trick – 29:29, 50 Sekunden vor Ultimo. Sören Kress setzte dem Drama schließlich mit seinem abgefälschten Wurf die Krone auf. Eine, die für alle Konstanzer eine ganz hässliche Fratze von erneut jeder Menge Pech und bitterer Enttäuschung trug. Niels Pfanneschmidt zeigte sich danach als fairer Sportsmann und zollte dem am Boden liegenden Kontrahenten seinen, wie er betonte, ehrlichen Respekt: „Kompliment an Dani und seine Jungs. Wenn ihr so weiterkämpft, werdet ihr eure Punkte holen.“ Daniel Eblen ergänzte, sichtlich geschockt: „Am Kampf und Einsatz hat es nicht gelegen. Wir sind alle enttäuscht – aber werden die Köpfe nun nicht hängen lassen. Es wird ein Kampf bis zum Schluss und wir werden ihn offen gestalten.“ Die Fans hatten die ordentliche Leistung und den großen Einsatz nach einem kurzen Moment des Schocks erneut mit stehenden Ovationen bedacht. Eine beeindruckende Geste, in einem rabenschwarzen Moment für die HSG. HSG Konstanz – VfL Eintracht Hagen 29:30 (14:13) HSG Konstanz: Maximilian Wolf, Konstantin Poltrum (8 Paraden) (Tor); Fabian Schlaich (3), Mathias Riedel (8), Tom Wolf, Paul Kaletsch (8/2), Felix Krüger, Fabian Maier-Hasselmann (2), Felix Gäßler (2), Joschua Braun, Tim Jud (4), Chris Berchtenbreiter (4), Maximilian Schwarz, Sebastian Bösing, Felix Klingler, Julius Heil. Trainer: Daniel Eblen VfL Eintracht Hagen: Mahncke (11 Paraden), Jerkovic (2 Paraden) (Tor); Lindner, Kress (6), Tubic (2), Schneider (4), Fauteck (2), Renninger (2), Konitz (7), König, Saborowski, Waldhof (2), Prokopec, Bornemann (3), Mestrum (1/1), von Boenigk (1). Trainer: Niels Pfannenschmidt Zuschauer: 1250 in der Schänze-Sporthalle Konstanz. Schiedsrichter: Anton Ekk aus Wiesbaden und Sven Sachtleber aus Offenach. Zeitstrafen: 6 Min. (Jud 48.; Berchtenbreiter 6., 49.) – 8 Min. (Renninger 22.; Waldhof 42.; Van Boenigk 44., Prokopec, 54.) Siebenmeter: 2/2 – 1/1 Weitere Informationen unter: www.hsgkonstanz.de Quelle: PM HSG Konstanz

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