Die MT Melsungen zieht nach einem 30:28 (16:10)-Sieg beim Zweitligisten SG BBM Bietigheim ins Achtelfinale des DHB-Pokals ein. Die favorisierten Nordhessen taten sich bisweilen in der Abwehr recht schwer gegen die respektlos aufspielenden Hausherren. Deren auffälligste Akteure vor 632 Zuschauern in der Bietigheimer “Halle am Viadukt’ waren Torwart Konstantin Poltrum (10 Paraden) und als Torschützen Linksaußen Alexander Pfeifer und Kreisläufer Jonathan Fischer mit jeweils 6 Treffern. Bei der MT waren Julius Kühn (6) und Alexander Petersson (5) die erfolgreichsten Werfer. Keeper Silvio Heinevetter überzeugte mit 12 gehaltenen Bällen.
Bietigheim nutzt gleich nach dem Anwurf die erstbeste Gelegenheit, um mit 1:0 vorzulegen. Im Gegenzug schließt die MT mit einem Fehlwurf ab und fängt sich postwendend den nächsten SG-Treffer ein. Schon diese ersten Aktionen der Gastgeber machen deutlich, dass sie keinesfalls vorhaben, in Ehrfrucht vor dem klar favorisierten Erstligisten zu erstarren.
Nach 116 gespielten Sekunden erlöst Julius Kühn die MT. Was Jonathan Fischer prompt mit dem 3:1 quittiert. Dazwischen scheitert Yves Kunkel aus aussichtsreicher Position am erstligaerfahrenen Konstantin Poltrum. Nur gut, dass Alexander Petersson hellwach ist, einen Pass der Bietigheimer “klaut” und sich selbst mit einem Tempogegenstoßtor belohnt (3:2, 6. Min.). Die folgenden nahezu 10 Minuten verlaufen nach stets gleichem Schema: Die MT legt ein Tor vor, Bietigheim gleicht aus.
Nach einer guten Viertelstunde, beim Stand von 9:10, wechselt Roberto Garcia Parrondo die komplette Rückraumreihe aus: Für Julius Kühn, Domagoj Pavlovic und Alexander Petersson bringt der MT-Coach André Gomes, Elvar Örn Jonsson und Kai Häfner. Es kommt neuer Schwung ins Angriffsspiel der Nordhessen. Durch einem 4:0-Lauf, zuletzt nutzt Yves Kunkel eine Überzahlsituation, verschafft sich die MT erstmals ein wenig Luft (9:14, 25.).
Während Melsungen bis zum Halbzeitpfiff noch zwei Treffer draufpackt – Marino Maric nach Anspiel von Kai Häfner und Elvar Örn Jonsson nach unwiderstehlichem 1 gegen 1 – kann für Bietigheim nur noch Dominik Claus den bis dahin starken Silvo Heinevetter überwinden. Mit 10:16 geht es aus Sicht der MT standesgemäß in die Pause.
Roberto Garcia Parrondo schickt zum zweiten Durchgang zunächst die Rückraumreihe aufs Feld, die auch zum Start aufgelaufen war. Änderungen indes hatte er vorgenommen auf Außen, Michael Allendorf für Yves Kunkel, Tobias Reichmann für Timo Kastening und im Tor Nebojsa Simic für Silvio Heinevetter; Marino Maric nimmt die Kreisposition ein und wird in der Abwehr weiterhin von Arnar Arnarsson vertreten.
In dieser Besetzung hält die MT den Kontrahenten auch in der folgenden knapp 12 Minuten mit vier bis sechs Toren auf Distanz. Der MT-Abwehr macht bis dahin weniger Bietigheims Rückraumakteure, mehr jedoch deren Nahwurfzonenspezialisten zu schaffen. Der spanische Spielmacher Juan De La Pena Morales setzt immer wieder seine Mitspieler am Kreis und auf Außen gut in Szene – allen voran Alexander Pfeifer und Jonathan Fischer. Größter Vorsprung für Häfner & Co. sind sieben Tore, genauer das 17:24 und 18:25 (42. Min.).
Zu diesem Zeitpunkt deutet fast alles darauf hin, dass die Partie den erwarteten Verlauf nimmt und der Favorit sich vorzeitig auf die Siegerstraße begibt. So wie im August 2019, als sich die beiden Kontrahenten schon einmal im Pokal gegenüberstanden und die MT nach einem 14:14-Halbzeitstand dann Ende klar mit 31:25 dominierte.
Aber: Geschichte wiederholt sich nicht immer, zumindest nicht immer haargenau gleich. Denn diesmal verflüssigt sich der Vorsprung von Minute zu Minute wie Butter in der Sonne. Die MT bleibt fast fünf Minuten lang ohne Torerfolg, währenddessen die Schwaben plötzlich Morgenluft wittern. Jetzt sind sie es, die einen 4:0-Liaf aufs Parkett legen und so den Abstand bis auf drei Tore verringern (22:25, 46.). War sich Melsungen etwa schon zu sicher?
Die SG spürt offenbar, dass sie den Gegner nachdenklich gemacht hat – wie gerade zu sehen war, als André Gomes völlig frei an Konstantin Poltrum scheitert. Beim 23:27, zu spielen sind noch 12 Minuten, schwört Bietigheims Trainer Iker Romero Fernandez seine Schützlinge noch einmal während eines Timeouts ein. Sie haben verstanden – da geht noch was. Prompt verkürzt Alexander Pfeifer gegen den glücklosen Nebojsa Simic auf 24:27. Kurz zuvor hatte dessen Gegenüber Konstantin Poltrum eine weitere Parade hingelegt.
Nur gut, dass dann Kai Häfner Verantwortung übernimmt und mit dem 24:28 die aufkommende Nervosität in den eigenen Reihen dämpft. Auch wenn anschließend Tobias Reichmann eine Großchance von außen liegen lässt.
Inzwischen steht Silvio Heinevetter wieder zwischen den Pfosten. Gerade hat Bietigheims Regisseur Juan De La Pena Morales einen Strafwurf herausgeholt. Christian Schäfer schnappt sich entschlossen den Ball, findet aber in “Heine” seinen Meister. Genau wie wenig später Marino Maric in Konstantin Poltrum. Und wieder ist es der MT-Kapitän, der für etwas Beruhigung sorgt: Kai Häfner schließt einen Steal perfekt mit dem 24:29 (54.) ab. Fünf Tore vor, die aber angesichts der zuletzt sehr wechselhaften Minuten kein Ruhekissen bedeuten.
Und tatsächlich, die Spannung steigt auf der Zielgeraden wieder merklich an. Die MT-Abwehr ist erst machtlos gegen einen Sprungwurf von Sven Wesseling und dann nach einem fehlerhaften Angriff gegen den tempogegenstoßlaufenden Christian Schäfer. Fünf Minuten vor Schluss ist Bietigheim auf 26:29 heran!
Wohl dem, der einen Elvar Örn Jonsson hat: Der Isländer tanzt mit gekonnter Finte Bietigheims Abwehrzentrum aus und locht nach 55:17 gespielten Minuten nervenstark zum 26:30 ein. Da kann er noch nicht wissen , dass dies das letzte Melsunger Tor an diesem Abend sein, der Gegner noch zweimal zuschlagen und damit die Spannung nochmals steigern würde.
Nachdem Jonathan Fischer das 27:30 erzielt und im Gegenzug Tobias Reichmann beim Wurf ein Kreisbetreten abgepfiffen wird, knallt kurz darauf auf der anderen Seite Sven Wesseling den Ball aus dem Sprung per halbem Schleuderwurf zum 28:30 in die Melsunger Maschen. Doch dann läuft den Hausherren, die mit einer Manndeckung jetzt nochmal alles versuchen, einfach die Zeit davon. So darf die MT aufatmen und sich auf das Achtelfinale freuen, das 14./15. Dezember 2021 ausgespielt wird.
SG BBM Bietigheim – MT Melsungen 28:30 (10:16)
SG BBM: Poltrum (1.-60. Min; 10 Paraden / 28 Gegentore), Peregovits (n.e.) – Vlahovic, Claus 4, Öhler, Dahlhaus 1, Schäfer 4/1, de la Peña 3, Barthe, Link, Asmuth, Wesseling 4, Pfeifer 6, Boschen, Fischer 6 – Trainer Iker Romero Fernandez.
MT Melsungen: Heinevetter (1.-30. Min. u. 49.-60. Min.; 12 Paraden / 14 Gegentore) Simic (31.-48. Min.; 3 P. / 14 G.) – Maric 2, Kühn 6, Reichmann 3, Kunkel 2, Jonsson 4, Arnarsson 2, Allendorf 1, Gomes, Häfner 2, Sahin, Petersson 5, Kastening 2/1, Pavlovic 1, Kuntscher – Trainer Roberto Garcia Parrondo.
Schiedsrichter: Lucas Hellbusch (Trebur) / Darnel Jansen (Geinsheim)
Zeitstrafen: 6 Min. – 4 Min. (Dahlhaus, Barthe, Wesseling – Häfner, Pavlovic)
Strafwürfe: 1/3 – 1/2 (Wesseling scheitert an Heinevetter, 20. Min.; Schäfer scheitert an Heinevetter, 52. – Reichmann trifft nur den Pfosten, 44. Min.)
Zuschauer: 632, Sporthalle am Viadukt, Bietigheim-Bissingen
Das nächste HBL-Spiel:
Do., 14.10.21, 19:05 Uhr, Frisch Auf! Göppingen – MT Melsungen, EWS Arena Göppingen
Quelle: PM MT Melsungen
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