„Trust the progress“ gegen hoch ambitionierte Eintracht Hagen

22.09.2022 14:22
Foto: Peter Pisa

Mit gemischten Gefühlen reiste die HSG Konstanz aus Dormagen zurück Richtung Bodensee. Und der Gewissheit, mit etwas mehr Spielglück und ein paar besseren Entscheidungen im Bereich des Erfolges gewesen zu sein. Daran soll am Freitag, 20 Uhr, beim Telis-Finanz-Spieltag gegen Eintracht Hagen angeknüpft und in der Schänzle-Hölle zusammen mit dem emotionalen Publikum der nächste Schritt gemacht werden. Tickets sind im Vorverkauf zwei Euro günstiger als an der Abendkasse auf www.hsgkonstanz.de/tickets erhältlich.

„Trust the progress“

Jörg Lützelberger fasst seine Botschaften gerne kurz und prägnant unter Schlagworten und Merksätzen zusammen. Eine wichtige Botschaft, greifbar in wenigen Worten. Verinnerlicht von seinen Schützlingen, damit sie immer dann abgerufen werden können, wenn es am allerwichtigsten ist. „Trust the progress“ ist einer davon, mit dem er seit inzwischen über einem Jahr mit der blutjungen Konstanzer Mannschaft sehr erfolgreich arbeitet. Kaum war er wichtiger und passender als in den letzten Wochen. Schweren Wochen, lehrreichen Wochen für die HSG Konstanz, die in der letzten Saison von Erfolg zu Erfolg geeilt war. Dass in der 2. Bundesliga ein anderer Wind wehen würde, Geduld, Vertrauen und Zusammenhalt gefragt sind und schwierige Phasen warten würden, war aufgrund des Umbruchs im Kader und der wenigen Bundesliga-Erfahrung nicht fernliegend. Der „Fortschritt“ und positive Verlauf sind aber in der neuen Liga zu sehen. Angepasst an andere Stärken seiner Spieler wurden weitere Abwehrsysteme etabliert und das Niveau in der stärksten zweiten Liga der Welt angenommen. In Dormagen waren die Gelb-Blauen in fremder Halle nahe dran am ersehnten ersten Erfolg.

 

„Team wahrgenommen, das hart arbeiten und viel investieren möchte“

Ein weiterer Lützelbergscher Merksatz: „Fail faster“. Fehler frühzeitig erkennen, lernen und besser werden. In Zukunft andere, bessere Fehler machen. Die Erfahrungen, die der drittjüngste Kader der 2. Bundesliga in den ersten drei Spielen gesammelt und vor allem gespürt hat, helfen, zu wachsen und das Niveau insgesamt anzuheben. Lützelberger betrachtet die Situation genauso nüchtern und realistisch wie in der letzten Spielzeit: „Es ist wichtig, dass man in Phasen, in denen der Erfolg nicht da ist, nicht alles schlecht macht. Genauso wie es wichtig ist, nicht alles schönzureden, wenn man erfolgreich ist.“ Es ist vielmehr so, dass sich der 37-Jährige nun noch intensiver mit vielen Dingen auseinandersetzt als in der letzten Spielzeit, als eine durchschnittliche Leistung teilweise noch zu einem souveränen Sieg gereicht hatte. In der 2. Bundesliga werde hingegen jeder Fehler bestraft „und das Level ist hoch“, so der HSG-Coach. „Wir müssen unser Optimum erreichen, um Punkte holen zu können. Das macht unglaublich viel Spaß – aber mit Erfolg macht es noch mehr Spaß.“ Die nötigen Anpassungen finden, akribisch auf den Gegner vorbereiten – Jörg Lützelberger ist schon längst wieder mittendrin. Seit Verlassen der Halle in Dormagen und Betreten des Mannschaftsbusses. Bereits auf der Rückfahrt schnitt er Videos des Spiels zusammen, zeigte seinen Spielern erste Szenen und suchte erste Gespräche. „Ich habe schon am Samstag in der Kabine ein Team wahrgenommen, das hart arbeiten und viel investieren möchte, um den Erfolg wahrscheinlicher zu machen.“ Die Eindrücke sollten sich bestätigen. Auf eine „schöne Trainingswoche“ kann der Wahl-Lindauer blicken, in der weiter daran gearbeitet wurde, die zuletzt deutlich stabilere Deckung in einigen Schnittstellen noch sicherer zu bekommen. „Und im Angriff müssen wir uns einfach freispielen, den Ball noch flüssiger laufen lassen“, so der ehemalige Kreisläufer. Und: „Handlungsschnelligkeit und Spielwitz reinbekommen.“

Höchst ambitionierter Gegner mit Investor

Die Vorfreude auf das zweite Heimspiel ist ihm und seinen Schützlingen nun schon deutlich anzumerken. „Wir werden wieder alles investieren, um die ersten Punkte holen zu können“, sagt er. „Die Chance wird kommen, dann müssen wir da sein und sie nutzen.“ Allerdings wartet mit dem VfL Eintracht Hagen der nächste dicke Brocken und ein höchst ambitionierter Club, der dank Investor und Vorsitzender Detlef Spruth eine neue Multifunktionshalle für zunächst 3.000, später 5.000 Zuschauer erhalten soll. Neben der bundesligatauglichen Halle mit Glasboden finden im Gebäude unter anderem eine Trainingshalle mit Handballfeldgröße, ein Fitnessstudio, eine Physiotherapie, ein Fan-Shop, eine multifunktionale Sportfläche mit verschiebbaren Wänden, eine Kletter-/Boulderhalle und ein Bewegungsbecken mit Sauna Platz. Nicht minder ehrgeizig und groß gedacht sind die Pläne des finanziell gut aufgestellten VfL Eintracht Hagen. Nach Platz sieben in der letzten Saison ist es das Ziel, noch näher in Richtung 1. Bundesliga zu rücken und in den nächsten Jahren den Aufstieg stärkste Liga der Welt zu realisieren. Mit starken Neuzugängen wie Frederic Stüber und Maurice Paske vom TV Emsdetten, Valentin Spohn aus der 1. Bundesliga (Lübbecke), Kim Voss-Fels (Ferndorf) sowie Pierre Busch vom TV Großwallstadt und Arvid Dagunski (SGSH Dragons) wurde der Kader sowohl qualitativ als auch quantitativ aufgerüstet. In den ersten drei Saisonspielen erging es dem hoch gehandelten Team jedoch wie der HSG und es konnten noch keine Punkte ergattert werden.

 

Nadelöhr des deutschen Handballs

Mit Erstliga-Absteiger TuS N-Lübbecke und dem Vorjahresdritten ThSV Eisenach waren die Gegner wie auf Konstanzer Seite allerdings aus dem oberen Regal der Liga. Lützelberger: „In Hagen wird nicht allzu große Zufriedenheit und etwas Druck herrschen, gewinnen zu müssen. Wir stellen uns auf einen hochmotivierten Gegner ein, der von Anfang an eine sehr große Intensität in die Zweikämpfe reinlegen wird.“ Dazu kommt ein Rückraum mit viel Wurfkraft und dem iranischen Nationalspieler Pouya Norouzi ein Akteur, der über hohe Qualität im Eins-gegen-Eins verfügt. Besondere Duelle werden es zwischen Lützelberger und einen ehemaligen Schützlingen Pierre Busch und Damian Toromanovic auf Rechtsaußen, die er als C-Jugend-Trainer in Gummersbach betreut hatte. Mit VfL-Coach Stefan Neff hatte er zudem ebenfalls im Nachwuchsbereich des Traditionsclubs zusammengearbeitet. „Hagen hat eine gute Mannschaft und einen guten Kader. Sie sind sicher ein Club mit besonderem Potenzial und für die obere Hälfte der Tabelle gut. Für uns ist das die Chance, uns mit dem nächsten guten Gegner zu messen.“ Dabei setzt er auf die Energie und Unterstützung von den Rängen, die schon so oft den Unterschied gemacht hat. „Diese Unterstützung brauchen wir“, unterstreicht der EHF-Mastercoach. „Wir müssen uns das erarbeiten und aktivieren. Der Teamspirit muss von der Bank auf das Spielfeld und auf die Tribüne getragen werden.“ Nichts weniger als die Zuschauer begeistern schwebt ihm vor. Der Unterstützung des treuen Publikums kann sich seine junge Mannschaft bei vollem Einsatz sicher sein. Denn das Umfeld weiß: Trust the progress. Große Schritte hat die HSG Konstanz seit dem Aufstieg 2016 in den letzten Jahren erfolgreich gemacht. Die Entwicklung in der 2. Bundesliga war aber genauso rasant und der Schritt von der 3. Liga in die stärkste zweite Liga der Welt ist das Nadelöhr des deutschen Handballs.

 

Quelle: PM HSG Konstanz

HSG Konstanz Herren

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