Ernte im Schlussspurt verhagelt

31.03.2022 15:06

Welch eine Moral! Welch ein Team-Spirit! Mit einer Rumpftruppe, die mehrere Spieler nach Tagen in der Quarantäne oder im Krankenbett mit Trainingsrückstand auf der Platte sieht, holen die Eulen Vier-Tore-Rückstände auf, gehen nach 47 Minuten erstmals in Führung und verlieren beim HSC 2000 Coburg doch mit 31:32 (13:15). 30 Sekunden vor Schluss gelingt Karl Toom der Siegtreffer für die Oberfranken, fünf Sekunden vor dem Ende bietet sich Yessine Meddeb die Chance zum Ausgleich – der Ball fliegt übers Tor. 1004 Zuschauer feiern einen wichtigen Sieg im Klassenkampf, der starke Kreisläufer Christian Klimek tröstet Meddeb, der ein gutes Spiel macht, der nach 54 Minuten mit einer Verletzung am Hüftbeuger ausgeschiedene Hendrik Wagner humpelt in die Kabine.

Durak brennt aufs Comeback

Neben den langzeitverletzten Stammkräften Pascal Bührer und Jan Remmlinger, die auf der Tribüne die Daumen drücken, fehlen dem Ludwigshafener Handball-Zweit-Bundesligisten in der HUK Coburg Arena auch die erkrankten Leistungsträger Stefan Salger, Julius Meyer-Siebert und Max Haider. Jannek Klein ist wohl mit nach Coburg gefahren, macht sich mit dem Team warm, spielt aber noch nicht. „Ein Einsatz käme zu früh für Jannek, der erst seit Montag wieder voll im Training ist. Ich muss weiter denken angesichts der vielen Spiele in den nächsten Wochen“, erklärt Trainer Ceven Klatt mit Blick auf das Mammutprogramm; zwischen dem 2. und 30. April sind sechs Spiele zu meistern. Rechtsaußen Pascal Durak ist erstmals seit dem Saisonstart am 11. September 2021 wieder im Kader. „Ich hoffe, dass ich am Samstag gegen Rimpar ein paar Minuten bekomme“, sagt Durak, der auf sein Comeback brennt.

Startschwierigkeiten gemeistert

Die Eulen tun sich zunächst schwer gegen die hoch motivierten Coburger in der Abwehr ein Mittel zu finden. Der HSC überspielt das Fehlen von Rechtsaußen Florian Billek, dem Aggressiv-Leader des Teams, dank eines starken Rückraums. Die Eulen schießen Coburgs Torwart-Oldtimer Jan Kulhanek (40) schnell warm. Er hat bis zur Pause sechs Paraden, wehrt auch einen Siebenmeter von Max Neuhaus beim Stand von 10:7 ab (18.). Die Schwächen in der Abwehr, die anfänglichen Unzulänglichkeiten im Angriff, erschweren den Torhütern der Eulen das Handwerk. Matej Ašanin gibt nach einer Parade in elf Minuten zunächst auf, macht Platz für Žiga Urbič. Der hat bis zur Pause vier Paraden, meistert beim Stand von 13:11 in der 27. Minute einen Siebenmeter von Milos Grozdanic. Die Eulen haben die Vier-Tore-Rückstände wettgemacht, sind nach dem 2:6 (9.) und 4:8 (13.) wieder dran, weil sich der neuformierte Rückraum mit Yessine Meddeb auf halbrechts, Hendrik Wagner auf halblinks und Mittelmann Marc-Robin Eisel mit Unterstützung von Kapitän Dietrich und „Wusler“ Max Neuhaus mit fortlaufender Spielzeit sehr zielstrebig zeigt. Zur Pause führt Coburg 15:13.

Lob für tolle Moral

„Wir haben toll gekämpft! Ich muss der Mannschaft ein Kompliment machen, wenn man sieht, unter welchen Umständen wir antreten mussten“, sagt Trainer Ceven Klatt angesichts des Personalengpasses. Die Moral seiner Jungs machen ihn stolz, 31 Tore auswärts ohne die torgefährlichen Halbrechten Salger und Klein - eine bemerkenswert gute Quote. Dass sich die Coburger sehr auf das Ausschalten von Torjäger Wagner konzentrieren können, nutzen die Eulen zu anderen Varianten. Wohl unterläuft Eisel mal ein leichtfertiger Ballverlust, aber couragiert und fintenreich sorgt er mit neun Treffern bei zehn Würfen dafür, dass die Eulen im Spiel sind. Yessine Meddeb macht fünf von sieben – leider hat sein letzter Wurf das Ziel verfehlt. Einen schweren Stand hat Hendrik Wagner. Er macht zwei von drei, hat nach einem Pfostentreffer des HSC im Gegenzug auch Pech: Pfosten beim Rückstand von 16:18 (38.). Klasse aber Wagners Pässe. So schickt er Enes Keskic auf die Reise, der per Gegenstoß auf 14:15 verkürzt (31.). Der Linksaußen ist treffsicher: drei von vier! So setzt Wagner auch Christian Klimek beim 3:6 am Kreis (10.) gekonnt ein. Durch Haiders Fehlen muss der gerade erst genesene Klimek durchspielen – vier Minuten verbringt er nach zwei frühen Zeitstrafen auf der Strafbank. Aber Klimek führt die jungen Spieler, kämpft aufopferungsvoll. Vier von fünf Würfen sitzen – so sorgt er in Minute 46 auch für die erstmalige Führung der Eulen (24:23). Klasse wie Abfangjäger Klimek in der 40. Minute einen Tempogegenstoß initiiert, den Wagner veredelt, auf 18:19 verkürzt (40.). Bitter, dass Klimeks Bogenlampe sieben Minuten vor dem Ende beim Stand von 27:27 das Ziel verfehlt.

Am Ende fehlt die Kraft

Es ist am Ende ein Krimi, den der HSC 2000 Coburg, der nach der Pause ohne eine einzige Parade bleibt, glücklich gewinnt. Da spielt auch eine Rolle, dass die Gastgeber sechs Siebenmeter zugesprochen bekommen, die Eulen nur einen. „Ich fand auch, dass wir wenig Pfiffe bekommen haben. Aber ich will die Fehler nicht bei den Schiedsrichtern suchen“, sagt der Coach. Nach Justin Kurchs 27:27 vom Kreis (52.) wird Karl Toom immer wirkungsvoller: 28:27. Aber Max Neuhaus wühlt sich zum erneuten Ausgleich – 28:28. Wieder Kurch 29:28. Der Abwehrblock der Eulen bröselt. Eisel antwortet – 29:29. Kurch – 30:29. Meddeb – 30:30. Die Eulen arbeiten mit einer 5:1-Abwehr, Eisel spielt den Vorposten. Aber Grozdanic nutzt den sechsten Siebenmeter: 31:30. Nach wunderbarem Meddeb-Zuspiel egalisiert Alex Falk, der alle vier Würfe nutzt, zum 31:31. Toom entscheidet die Partie in letzter Minute. „Man hat am Ende gemerkt, dass die Kräfte nachgelassen haben, in der Abwehr nicht mehr der letzte Schritt gemacht werden konnte. Die Abwehr konnte den Torhütern nicht mehr richtig helfen und umgekehrt“, konstatiert Ceven Klatt angesichts von nur acht Paraden: Matej Ašanin hat zwei, Žiga Urbič sechs. „Es ist ein Gefühl wie bei der Niederlage in Hamm. Es war wieder ein Spiel auf Messers Schneide, das wir nicht im Angriff verloren haben“, sagt Marc-Robin Eisel.

Am Samstag gegen Rimpar Wölfe

Am Samstag (19 Uhr) geht es für die Eulen in heimischer Halle weiter. Zu Gast sein werden die Rimpar Wölfe. Sport Deutschland.TV überträgt ab 18.45 Uhr. Jan Remmlinger ist Co-Kommentator an der Seite von Reporter Karsten Knäuper.

 

Quelle: PM Eulen Ludwigshafen

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