Erleichterung greifbar
So waren die Erleichterung und Erlösung, die pure Freude nach dem Schlusspfiff förmlich greifbar. Alle lagen sich schon in den Armen und bejubelten den Sieg, als die beiden Unparteiischen noch einen letzten direkten Freiwurf anordneten. Die Gäste führten diesen anschließend gar nicht mehr richtig aus, dann brachen endgültig alle Dämme. Die Jubeltraube in gelb und blau zeigte, was den Konstanzern diese zwei Punkte bedeuten. Schon auf dem Weg Richtung des feiernden Fanblocks reckte etwa der sechsfache Torschütze Lukas Dietrich mehrmals die Arme in Höhe, blickte gen Hallendecke und atmete ganz tief durch. Begleitet von Standing Ovations drehten die Spieler einmal eine Runde durch die Halle und ließen sich feiern.
24-Stunden-Regel
Einer, der in diesen Augenblicken schon direkt auf das nächste Spiel schaute, war Trainer Vitor Baricelli. Auch er trug ein zufriedenes Lächeln im Gesicht und erzählte in der Pressekonferenz von der „24-Stunden-Regel“ im Sport. „Heute dürfen wir uns freuen und zusammen etwas feiern“, gab er zu Protokoll. „Ab morgen steht dann, insbesondere für mich, schon wieder die Vorbereitung auf das nächste schwere Spiel im Fokus.“ Es geht zum Aufstiegskandidaten Wölfe Würzburg, die vor der Saison den Aufstieg in die 2. Bundesliga als klares Ziel vorgegeben hatten. So weit voraus blickte sonst jedoch keiner. Die positiven Eindrücke des letzten Auftritts wirkten noch nach.
Michelberger trifft zwölfmal
Vor allem die furiose Anfangsviertelstunde, die Baricelli als „fast perfekt“ einstufte. Nach zwölfeinhalb Minuten traf Maxim Pliuto zum 10:4. Seine Farben agierten bis hierhin stabil in der Deckung, belohnten sich damit mit einigen leichten Kontertoren und legten im Angriff eine hohe Effektivität an den Tag. Schon früh war erkennbar, dass beide Außen, Maxim Pliuto und Lukas Dietrich, nur auf solche Gelegenheiten gewartet hatten und dankten es mit schönen Toren. Dazu knüpfte Rückraum-Shooter Lars Michelberger an die starken Auftritte der letzten Wochen nahtlos an und legten sogar noch eine Schippe drauf. Mit viel Zug zum Tor und den so wichtigen Distanzwürfen aus der zweiten Riehe zwang er die Gäste aus Heilbronn-Horkheim immer wieder heraus und traf dennoch zwölfmal selbst. Nach 17 Minuten erhöhte wieder Dietrich auf 14:7.
Vorsprung schrumpft
Danach kamen die kampfstarken Gäste immer mehr auf. Auch begünstigt durch ein paar Fehlwürfe, „die so nicht passieren dürfen“, meinte der HSG-Coach. Daraus resultierte ein Schrumpfen des Vorsprungs von 15:8 auf nur noch 15:12. Nach einer Auszeit des Konstanzer Trainers stabilisierte sich die HSG wieder etwas, musste aber nach dem 19:16 kurz vor der Pause noch zwei Treffer der Württemberger zum 19:17-Halbzeitstand hinnehmen.
Abwehr hält HSG im Spiel
Nach dem Gang in die Kabine war die HSG bemüht, „wieder den Rhythmus zu finden und wieder mehr das Tempospiel zu forcieren“, meinte deren Übungsleiter. Für Baricelli war es ein wichtiger, wenn nicht der entscheidende Faktor, dass seine Mannen schnell wieder „die Intensität ins Spiel bringen konnten.“ Trotzdem gelang dem TSB nach rund 40 Minuten durch Torwart Marco Bitz in das verwaiste HSG-Tor der Abschlusstreffer zum 23:22. Das zuvor schon intensiv geführte Duell legte nun noch einmal in Sachen Spannung, Kampf und Intensität zu. Der bundesligaerfahrene Gästecoach Oliver Heß setzte dabei auf den siebten Feldspieler. Während sich auf Konstanzer Seite häufiger werdende Fehler in der Offensive durch eine bärenstarke Abwehrarbeit von Michel Stotz, Nikita Pliuto, Luca Schwormstede und Co. kompensieren ließen, nahm auf Seiten der Gäste immer mehr der bundesligaerfahrene Andreas Schröder das Heft in die Hand. Der ehemalige Spieler des VfL Gummersbach und HC Erlangen setzte nun immer wieder entscheidende Akzente.
„Sehr erwachsene Momente“
Auf der anderen Seite hielt der weiter aus allen Lagen sichere Vollstrecker Michelberger sowie der emsige Spielmacher Christos Erifopoulos mit seiner Spiel- und Durchsetzungsstärke gerade in Eins-gegen-Eins-Situationen dagegen. Zum Faktor wurde schließlich auch noch Torwart Konstantin Poltrum, der zusammen mit der sehr beweglichen Deckung immer wieder zur Endstation für die Heilbronner Angreifer mutierte. Mit dem 35:31 von Michelberger war der ersehnte 35:31-Heimsieg der Konstanzer schließlich perfekt. „Sieg ist Sieg, wichtig waren die zwei Punkte. Wir haben am Ende kühlen Kopf bewahrt und sind fokussiert geblieben, hatten einige sehr erwachsene Momente in wichtigen Situationen dabei“, fasste Baricelli zusammen, sah jedoch einiges an Steigerungspotenzial. Denn: „Wir wollen jetzt weitere Siege und Erfolge. Dieser heute war der erste Schritt und gibt Selbstvertrauen.“
Drei Heimspiele in Folge
Nach dem Auswärtsspiel in Würzburg am Samstag folgen drei Heimspiele in Serie am 22. und 29. November sowie 6. Dezember.
HSG Konstanz: Konstantin Pauli, Konstantin Poltrum (beide Tor); Michel Stotz (2), Lars Michelberger (12), Felix Sproß, Christos Erifopoulos (7/2), Luca Schwormstede, Jo Knipp, Maxim Pliuto (5), Nikita Pliuto (2), Jonas Hadloch (1), Sören Fuhrmann, Lukas Dietrich (6), Veit Schlafmann, Cedric Zenz.
Zuschauer: 600
Quelle: PM HSG Konstanz