Stadt Hamburg sperrt Buxtehuder Frauen aus

11.02.2021 11:18
Peter Prior, Manager des Buxtehuder SV, erwägt einen Wechsel aus dem Hamburger Handball-Verband in den Handball-Verband Niedersachsen. Foto: Imago Images / Claus Bergmann

Unglaublich, aber wahr: Die Verantwortlichen der Freien und Hansestadt Hamburg, letztlich das Landessportamt, untersagten den Handball-Frauen des Buxtehuder SV die für den kommenden Freitag, 19. Februar angedachte Nutzung der Sporthalle Hamburg in Alsterdorf für das Bundesliga-Topspiel gegen Borussia Dortmund. Weil die Buxtehuder Heimspielstätte an der Hansestraße keine Live-Übertragung in „Eurosport“ zulassen wurde, findet die Begegnung nun in der rund 135 Kilometer entfernten Oldenburger EWE-Arena statt.

Das „Hausverbot“ für die Arena in Hamburg-Alsterdorf, die die Zweitliga-Handballer des HSV Hamburg regelmäßig nutzen, wurde von den politischen Entscheidungsträgern mit den Corona-Beschränkungen und damit, dass die Buxtehuderinnen geographisch in Niedersachsen beheimatet seien, begründet. Die Verantwortlichen des BSV, der seit über 60 Jahren Mitglied im Hamburger Handball-Verband ist und unter anderem dessen Jugend-Leistungszentrum finanziell gesondert unterstützt, kokettierten daraufhin mit einem Wechsel in den Handball-Verband Niedersachsen.


Hier der Wortlaut der Pressemitteilung der Buxtehuderinnen:

„Der Buxtehuder SV wird sein Heimspiel am 19. Februar gegen Tabellenführer Dortmund in der EWE-Arena in Oldenburg (!) austragen. Was sich wie ein schlechter Scherz anhört, ist bittere Realität. Die Hansestadt Hamburg hat dem BSV – mit Hinweis auf die geltende Corona-Verordnung – die Genehmigung für das geplante Spiel mit einer Live-Übertragung auf Eurosport in der Sporthalle Hamburg verweigert.

Dort spielen zwar die Zweitliga-Männer vom HSV Handball regelmäßig mit einer Ausnahmegenehmigung und so auch am 17. und 20. Februar – aber für die Bundesliga-Frauen des Buxtehuder SV bleibt die Halle am 19. Februar versperrt. Für das zuständige Landessportamt ist der BSV ein „auswärtiger“ Verein – da spielt es keine Rolle, dass der BSV seit mehr als 60 (!) Jahren Mitglied im Hamburger Handball-Verband und seit Jahrzehnten dessen sportliches Aushängeschild im weiblichen Bereich ist. Ebenso wenig zählt, dass der BSV Ausbildungsverein und Leistungszentrum für den Hamburger Handball-Verband ist und zwei Tage die Woche eine Trainerin fürs Leistungszentrum des Verbandes in Hamburg finanziert.

Selbst ein zweiseitiger Brief an den verantwortlichen Staatsrat Christoph Holstein mit allen Fakten hat an der Hamburger Haltung nichts geändert, die finale Absage kam am Dienstag per Mail vom Landessportamt – ohne einen namentlichen Absender.

BSV-Manager Peter Prior ist – bei allem Verständnis für erforderliche Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie – schwer verärgert über die Absage aus Hamburg. Er hat allerdings intern sofort die Maxime ausgegeben:  Das geplante Spiel auf Eurosport muss trotzdem stattfinden! Schließlich kämpft die Handball-Bundesliga Frauen seit Jahren um TV-Präsenz und freut sich über die angelaufene Kooperation mit Eurosport. Und der BSV darf – wie andere Profi-Clubs halt auch – und strengen Auflagen trainieren und spielen. So wird das Bundesliga-Spiel gegen Dortmund nun am 19. Februar tatsächlich 145 Kilometer entfernt in der EWE-Arena in Oldenburg stattfinden. Für die Mannschaft gefühlt leider ein Auswärtsspiel ...

Prior:  „Wir haben nun mal in Buxtehude (noch) keine geeignete Halle und in Nord-Niedersachsen gibt es weit und breit keine für eine TV-Übertragung geeignete Spielstätte. Wir sind froh und dankbar, dass der VfL Oldenburg und die dortige EWE-Arena sofort ihre Unterstützung zugesagt haben.“

Den Fans kann es – Corona-bedingt – in diesem Fall egal sein, Zuschauer sind aktuell bei Sportveranstaltungen ohnehin nicht zugelassen. Und wo die Kameras von Eurosport am Ende stehen, spielt für die TV-Zuschauer keine Rolle.

Nach Hamburg wäre die BSV-Mannschaft mit Autos gefahren, für das „Heimspiel“ in Oldenburg wird jetzt ein Bus gechartert. Der Mehraufwand für den Verein ist laut Manager Peter Prior überschaubar, wichtiger ist ihm:  „Das Spiel findet statt!“ Diese Botschaft richtet sich auch an die zahlreichen Sponsoren, die für das Eurosport-Spiel bereits Werbung auf der LED-Bande gebucht haben und so die Refinanzierung des TV-Spiels sichern.

Über Konsequenzen aber will man im BSV sehr intensiv nachdenken – und die könnten für den Hamburger Handball-Verband am Ende sehr schmerzhaft sein. Der Verein will eine Arbeitsgruppe einsetzen und sehr genau prüfen, ob ein Wechsel in den Handball-Verband Niedersachsen für die Zukunft vielleicht die bessere Option ist.

Manager Prior:  „Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir zum Opfer föderaler Strukturen und an der Landesgrenze zerrieben werden. Umgekehrt ist die von uns seit langem angestrebte Partnerschule des Leistungssports bisher daran gescheitert, dass das Gymnasium Süd eine niedersächsische Schule ist, aber unsere Talente in Hamburg Handball spielen. Die Metropolregion Hamburg ist ein schöner Begriff in den Sonntagreden der Politiker, für uns aber findet sie leider nicht statt.“


Derweil wiesen die Offiziellen des Hamburger Handball-Verbandes in einem Hinweis zwar auf die Live-Übertragung und den Austragungsort Oldenburg hin, ohne aber auf die Umstände für die örtliche Verlegung einzugehen:

„Bundesliga-Heimspiel des Buxtehuder SV live bei Eurosport: Am 19. Februar um 19.30 Uhr wird das Bundesliga-Heimspiel des Buxtehuder SV gegen Tabellenführer Borussia Dortmund aus der EWE-Arena in Oldenburg live bei Eurosport übertragen. Dabei werden unter anderem mit Katharina Filter und Paula Prior Spielerinnen im Free-TV zu sehen sein, die in den Auswahlmannschaften des Hamburger Handball-Verbandes gespielt haben.“

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