HSG Konstanz als „Wundertüte“ der Liga Außenseiter in Dessau

19.05.2017 20:47
Nach vorne sehen und auf sich konzentrieren fordert HSG-Trainer Daniel Eblen vor dem schweren Auswärtsspiel am Sonntag, 17 Uhr, beim starken Aufsteiger Dessau-Roßlauer HV. Nachdem zuletzt Paul Kaletsch, bis zum letzten Spieltag zweitbester Torschütze der HSG Konstanz, schmerzlich vermisst wurde, hofft man auf eine Rückkehr des torgefährlichen Shooters – obwohl er kaum trainieren konnte. Dafür steht Rechtsaußen Fabian Maier-Hasselmann nach überstandener Verletzungspause wieder im Aufgebot, das bereits am Samstagmorgen nach Leipzig aufbrechen wird. Nach der Trainingseinheit am Mittwochabend nutzte die HSG eine Einladung von Markus Jud, Vater von HSG-Spielmacher Tim Jud und Geschäftsführer von Pfadi Winterthur, für einen Ausflug nach Winterthur zum Schweizer Meisterschaftsfinale zwischen Pfadi und den Kadetten Schaffhausen. Für Daniel Eblen nicht nur angesichts des engen Spielverlaufs gutes Anschauungsmaterial für seine Spieler, sondern auch eine Partie mit vielen Ähnlichkeiten zur unglücklichen Niederlage seiner Mannschaft gegen Hamm. „Es hätte eben alles stimmen müssen“, erklärt der 42-Jährige, „aber uns hat natürlich die rechte Seite sehr gefehlt, auch wenn Benjamin Schweda das ganz gut gemacht hat.“ Noch viel schwerwiegender waren aus seiner Sicht vier „ganz frei vergebene Großchancen. Gehen die rein, sind wir dran. Aber wir hätten ohnehin dominanter sein können.“ So haben „Kleinigkeiten entschieden“, sagt der seit 2004 für die erste Mannschaft der HSG Verantwortliche Übungsleiter. Wie in Winterthur, als Schaffhausen über die individuelle Klasse von Gabor Csaszar noch knapp den Kopf aus der Schlinge ziehen konnte. So spielten andere Ergebnisse aus der 2. Bundesliga an diesem Tag keine Rolle. „Wir konzentrieren uns auf das, was wir beeinflussen können. Dass es zu weiteren Überraschungen kommt war ohnehin klar.“ Vielmehr spricht er von einer äußerst fokussierten Vorbereitung „seiner Jungs“ auf die nächste große Herausforderung. Denn die hat es mit einem starken Aufsteiger Dessau-Roßlauer HV richtig in sich. Vor allem in der Rückrunde ist das Team vom Ex-Leipziger und Magdeburger Uwe Jungandreas eine der stärksten Mannschaften der Liga und hat sich mit 18:12 Punkten – sechstbeste Rückrundenbilanz – schon ein kleines Polster auf Konstanz und den ersten Abstiegsrang erarbeitet. Eblen: „Was Uwe und sein Team geleistet haben, kann man gar nicht hoch genug bewerten. Dessau hat das überragend gelöst.“ Dazu kamen in der Rückrunde mit den Juniorennationalspielern Johannes Wasilewski von Magdeburg und vor allem Franz Semper exzellente Verstärkungen. Semper ist bei seinen Einsätzen für Dessau mittels Zweitspielrecht der überragende Mann, kam zuletzt auf neun Treffer gegen Essen, acht gegen Leutershausen und zehn gegen Eisenach. Da Sempers Erstverein Leipzig bereits am Mittwoch gespielt und mit vier Treffern des Linkshänders den THW Kiel aus der Halle gefegt hat (34:25), ist auch am Sonntag gegen Konstanz mit einem Einsatz des Ausnahmespielers zu erwarten. 66 Bundesligatore machen ihn aktuell zum fünftbesten Torschützen des Erstliga-Tabellenachten. Auch wenn Eblen von einer „echten Nummer“ zweier solcher Verstärkungen spricht, so stellt er einerseits klar, dass Dessau auch ohne Semper „Sensationelles“ geleistet habe und vor allem in eigener, 3500 Zuschauer fassender Halle von einer tollen Stimmung getragen werde. Auf der anderen Seite warnt er eindringlich davor, sich lediglich auf Semper zu konzentrieren. „Das wäre ein riesengroßer Fehler, weil Mittelmann Vincent Sohmann hervorragend mit dem Kreis zusammenspielen kann“, so der A-Lizenzinhaber über einen weiteren Ex-Magdeburger in den Reihen des Tabellenzehnten aus Sachsen-Anhalt. Bei Dessau stimmt für ihn die Mischung aus Wurfgewalt aus dem Rückraum und technisch gutem, schnellem Spiel, das schwer ausrechenbar sei. Ganz besonders gefürchtet ist das fast schon überfallartige Spiel nach vorne mit allerhöchstem Tempo über die schnelle Mitte. Eblen: „Das wird eine große Aufgabe und ein Drahtseilakt mit den starken Halbspielern, plus Mittelmann und den Außen, damit nicht zu viel Platz frei wird. Ganz wichtig wird auch sein, nach Ballverlusten oder eigenen Abschlüssen schnell zurück zu sein.“ Im Hinspiel hatte Konstanz das Tempospiel des Traditionsvereins aus der 83000-Einwohner-Stadt beim höchsten Saisonsieg (34:24) gut im Griff. Damals fehlten aber noch Semper und Wasilewski, sodass dieses Ergebnis nun wenig Aussagekraft für die aktuelle Stärke des Ex-Erstligisten hat. Beeindruckend war indes das Verhalten der weit gereisten Dessauer Anhänger, die sich nach dem Spiel trotz hoher Niederlage ihrer Lieblinge als faire Verlierer zeigten, bis tief in die Nacht zusammen mit den Konstanzer feierten und einen bleibenden, positiven Eindruck hinterließen. Um für das wichtige Rückspiel ausgeruht und topfit zu sein, nimmt die HSG den knapp 700 Kilometer langen Weg bereits am Samstagmorgen in Angriff und wird nach einer Stadtbesichtigung in Leipzig in der Messestadt Quartier beziehen, ehe es am Sonntag weiter nach Dessau geht. Die Verantwortlichen strahlen dabei trotz des nun in der ganzen Saison zum allerersten Mal belegten ersten Abstiegsrangs große Zuversicht aus. „Es ist alles offen“, sagt Eblen. „So wie für acht andere Vereine auch. Da wird es für alle noch schwer werden.“ Vor den letzten vier Saisonspielen hat er nach wie vor größtes Vertrauen in sein Team, das vor dem Hinspiel gegen Dessau mit drei Niederlagen in Folge ebenfalls eine schwere Phase überstehen musste und dann mit einem hohen Sieg einen Befreiungsschlag feiern konnte. Nach aktuell zwei Negativerlebnissen in Folge hält der gebürtige Konstanzer beharrlich fest: „Jedes Match muss gespielt werden – und wir haben immer eine Chance etwas zu holen, wenn alles passt. Natürlich sind alle Teams gut, aber wir glauben an uns.“ Mit Blick auf das Restprogramm, das seiner Mannschaft alle Möglichkeiten eröffnet, schließt er seinen Apell mit den Worten: „Wir haben alles selbst in der Hand. Ich bin überzeugt davon, dass wir daraus etwas machen und müssen mit Volldampf darauf los.“ Im spannenden Saisonfinale müsse man sich den Spirit der letzten zwei überaus erfolgreichen Jahre bewahren und weiter positiv an die Sache herangehen. Damit am Ende ein weiterer unerwarteter Erfolg steht. Denn: wohl keine andere Mannschaft in der 2. Handball-Bundesliga hat bislang für so viele große Überraschungen und unerwartete Ausrufezeichen gesorgt wie Konstanz. Nicht umsonst wird man immer wieder als die Wundertüte der Liga bezeichnet. Weitere Husarenstreiche und Coups ausdrücklich nicht ausgeschlossen. Weitere Informationen unter: www.hsgkonstanz.de Quelle: PM HSG Konstanz

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