Hitziges Duell in Leutershausen: HSG Konstanz entspannt, Gastgeber angriffslustig

16.12.2016 10:24
Es knistert vor dem Aufeinandertreffen des amtierenden Süddeutschen Meisters HSG Konstanz beim Vizemeister SG Leutershausen. Vor allem der Gegner aus der Kurpfalz freut sich nach dem Bekunden von Trainer Marc Nagel „schon die ganze Runde auf dieses Spiel“, auf „einen Knaller“. Während HSG-Coach Daniel Eblen entspannt auf das brisante Duell zwischen Süd- und Nordbaden blickt, ist die Vorfreude bei an die 80 mitreisenden HSG-Fans ebenso schon spürbar. Matthias Stocker unter einer riesigen Jubeltraube aus Spielern und Fans begraben, der kleine 1,78-Meter-Mann mit hochrotem Kopf und die Schänzle-Hölle außer Rand und Band. Man musste sich schon Sorgen machen um den Spielmacher der HSG Konstanz, den die ganze Halle umarmen wollte. Es war vor fast genau einem Jahr, als Stocker Minuten vorher zu seinem ersten direkten Freiwurf überhaupt antrat. 23:23 stand es zwischen der HSG Konstanz und dem Verfolger SG Leutershausen, die Spielzeit war bereits abgelaufen. Dann der Geniestreich, den Stocker hinterher als Tor seines Lebens bezeichnete. Für einen kurzen Moment tat sich im massiven Block aus lauter über zwei Meter großen Recken eine Lücke zwischen zwei Spielern auf, kaum größer als der Ball. Kurz darauf setzte er den Ball genau dadurch ins Netz des Gegners. 24:23 für Konstanz – der Wahnsinn brach aus. Im April dieses Jahres war es dann ein hitziges, rassiges Spiel, das sich in Leutershausen zwischen den beiden letzten verbliebenen Meisterschaftsanwärtern entwickelte. Konstanz konnte den Matchball zum vorzeitigen Meisterschaftsgewinn damals zwar nicht nutzen, führte nach dem 28:28 in einem tollen Handballspiel aber die Vorentscheidung herbei und war nur vier Tage später am Ziel: Meister, Rückkehr in die 2. Bundesliga. Dem glücklichen Umstand, dass im Westen alle aufstiegsberichtigen Mannschaften verzichteten und auch in den anderen Staffeln im Norden und Osten kein Zweitplatzierter den Sprung in die zweite Liga wagen wollte, ist es zu verdanken, dass die SGL als Vizemeister dennoch aufsteigen durfte. Noch bevor das Sonder-Aufstiegsrecht dank der vielen Verzichte in trockenen Tüchern war, schickte Shooter Stefan Salger, wie schon vor dem Unentschieden im Rückspiel, eine Kampfansage gen Konstanz. „Dann hauen wir sie eben nächste Saison weg“, so der Linkshänder. Seitdem scheint man sich an der Bergstraße das erneute Duell förmlich herbeizusehnen. Schon nach der Partie in Eisenach sprach Ex-Nationalspieler Marc Nagel vom „Knaller gegen Konstanz“, eine Woche später erklärte er, dass man sich in Leutershausen schon die ganze Runde auf dieses Spiel freue. Und er legte nach: „Dort werden wir wieder auf einen Gegner treffen, der „Nervensausen“ hat und der Fehler macht, sodass wir wieder Punkte holen werden.“ Zuletzt blieb seine Mannschaft nach fantastischem Saisonstart mit 14:8 Punkten allerdings sechsmal in Folge sieglos und musste fünf Pleiten in Serie hinnehmen. Für HSG-Cheftrainer Daniel Eblen ist dies alleine auf die starken Gegner wie etwa Lübbecke, Bietigheim, Eisenach und Hüttenberg zurückzuführen, die seine Mannschaft zu Saisonbeginn zu bewältigen hatte. Gelassen reagiert er auf die Aussagen seines Trainerkollegen: „Damit hat er sogar Recht, wir werden Fehler machen, aber wir werden nicht die Einzigen in der Halle sein. Die gehören auch dazu und wer weniger macht, gewinnt.“ Mathias Riedel lächelt nach seinem überragenden Comeback mit acht Toren gegen Dessau nur angesichts der Sticheleien aus Leutershausen: „Das spricht ja für uns, wenn sich der Gegner schon so früh mit uns beschäftigt und sticheln möchte. Uns interessiert das nicht. Wir konzentrieren uns auf das Training und das Spiel. Beim letzten Mal ging es schon ordentlich zur Sache, wir haben gut ausgeteilt, aber auch gut eingesteckt – und jetzt ist zweite Liga, da wird noch mehr erlaubt. Ich freue mich, denn da wird auf jeden Fall Feuer drin sein.“ Und während die Gastgeber sich mit markigen Sprüchen im Vorfeld eines wohl erneut heiß umkämpften Duells sehr angriffslustig zeigen, in Person von Uli Roth, auch er Ex-Nationalspieler und nun Sportlicher Leiter der SGL, im Sommer gar verlauten ließen, dass man „ohne die Verletzten zu Saisonbeginn Meister geworden wäre“, zeigt sich der Konstanzer Übungsleiter ganz entspannt. „Für mich ist das ein Spiel wie alle anderen auch“, erklärt der 42-Jährige, „wieder ein wichtiges, aber nicht emotionaler oder wichtiger als sonst, auch wenn es die Vergangenheit mit zwei umkämpften Spielen gibt.“ Er kennt die Situation bereits: „Es gab und gibt immer schon Gegner, für die das Spiel gegen Konstanz etwas ganz besonders war oder ist. Doch dieses Spiel ist nicht entscheidend, ich bin mir aber sicher, dass es schwer für uns wird.“ Großen Respekt hat er insbesondere vor dem wurfstarken Rückraum der SG Leutershausen. Die beiden Junioren-Nationalspieler Valentin Spohn, mit 98 Toren bester Feldtorschütze der Liga (51 Prozent Trefferquote) und dem 86-mal erfolgreichen Stefan Salger (47 Prozent erfolgreiche Würfe) verfügt die SGL „über ein Pfund, das in dieser Liga einzigartig ist, mit einem der stärksten Linkshänder.“ Eblen lobt anerkennend: „Die Jungs haben im Vergleich zum letzten Jahr noch einmal deutlich zugelegt“. Neben den in der Offensive bestimmenden Talenten sorgen gerade in der Abwehr allerdings die ganz erfahrenen Haudegen für Stabilität. Mit dem 33-jährigen Torwart Alexander Hübe und den beiden Abwehrchefs Matthias Conrad (34) und Hannes Volk (32) verfügt die SGL über die geballte Erfahrung aus der ersten und zweiten Liga. Dazu stehen mit Mark Wetzel (33), Thomas Zahn (32) und Christoper Räpple (28) weitere erfahrene Akteure im Kader, der im Sommer durch Bundesligaspieler Niklas Ruß vom HBW Balingen-Weilstetten sowie Jonas Kupijai vom Fast-Bundesligaaufsteiger Friesenheim und vor ein paar Wochen noch durch Kreisläufer Marcel Möller von der Bundesligareserve der SG Flensburg-Handewitt verstärkt wurde. So weist die SG Leutershausen derzeit auch ein Durchschnittsalter von 25,3 Jahren auf und ist damit fast eineinhalb Jahre älter besetzt als die HSG Konstanz. „Die Jungen können vorne nur so befreit aufspielen, wenn hinten die Erfahrenen die Abwehr zusammenhalten“, sagt Daniel Eblen, „das ist wahrscheinlich der meist unterschätzte Faktor bei dieser Mannschaft. Auch wenn das nicht so im Blickfeld ist: ihr Anteil am Erfolg ist groß.“ Der Konstanzer Übungsleiter geht deshalb davon aus, dass der zuletzt schmerzlich vermisste Matthias Conrad gegen Konstanz wieder auflaufen wird. In der erwartet aufgeheizten Atmosphäre ist er deswegen froh, dass an die 80 HSG-Fans in Leutershausen für Stimmung sorgen werden. „Die Fans haben uns immer Glück gebracht und es ist wichtig für uns, dass auch akustisch ein deutliches Zeichen gesetzt wird.“ Unvergessen sind noch die Erinnerungen an 150 Konstanzer Schlachtenbummler, die beim letzten Aufeinandertreffen in der 10000-Einwohner-Gemeinde Hirschberg in der Nähe Mannheims Heimspielatmosphäre und Gänsehautstimmung verbreiteten. Denn auch wenn bislang im Schnitt lediglich 624 Zuschauer in die Heinrich-Beck-Halle kamen – 1238 sind es durchschnittlich in Konstanz –, werden gegen die HSG deutlich mehr Besucher erwartet. Neben dem HSG-Fanbus und vielen Privatfahrern aus Konstanz wird dies ein Bus aus Elgersweier sein, der die beiden Ex-Hedos-Spieler Räpple auf SGL-Seite und Michael Oehler bei der HSG anfeuern wird. Oehler kann es nach seinem bärenstarken Auftritt zuletzt gegen Dessau kaum erwarten und strahlt: „Es kann sich keiner vorstellen, wie sehr ich mich darauf freue, von so vielen Leuten aus der Heimat unterstützt zu werden.“ Weitere Informationen unter: www.hsgkonstanz.de Quelle: PM HSG Konstanz

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