„Letzter Druck weg“: Klare Rollenverteilung in Großwallstadt

01.10.2022 11:39

Am Montag, 17 Uhr, (kostenloser Livestream auf www.hsgkonstanz.de/livestream) ist Zweitligist HSG Konstanz beim siebenfachen Deutschen Meister und fünfmaligen Europapokalsieger TV Großwallstadt zu Gast. Der Traditionsclub schwimmt gerade auf einer Euphoriewelle und belegt den dritten Platz der 2. Handball-Bundesliga.

Profisport – Ein schnelllebiges Geschäft

Der Profisport ist ein schnelllebiges Geschäft. In einem Moment noch vor dem Abgrund, kann wenige Monate später schon der Griff nach den Sternen in Reichweite sein. Die Vergangenheit schnell verblasst, die aktuelle Situation: Tabellenspitze samt riesengroßer Euphorie im Umfeld. So wie beim Traditionsclub TV Großwallstadt. Als die HSG Konstanz in der letzten Spielzeit einen Tag vor dem ersten Spiel der Aufstiegsrunde zur 2. Handball-Bundesliga in Hanau in Aschaffenburg Quartier bezogen hatte, wurde sie vom TVG zum Besuch des Zweitliga-Spiels gegen den TuS Ferndorf eingeladen. Als Teil der 850 Zuschauer sahen die Konstanzer ein verrücktes Spiel. Ferndorf sah lange Zeit im Abstiegsduell wie der sichere Sieger aus, führte in der zweiten Hälfte mit sechs Toren. Bis der TVG in der Schlussphase einen Punkt rettete. Es war letztlich der entscheidende Treffer. Am Saisonende hatten Großwallstadt und Ferndorf beide 30 Punkte gesammelt. Die um einige Treffer bessere Tordifferenz rettete den TVG, Ferndorf musste den bitteren Gang in Liga drei antreten. Wenige Monate später grüßt Großwallstadt mit neuer Begeisterung in der Region von Rang drei. Bezwang den letztjährigen Tabellendritten Eisenach, gewann in Nordhorn, gegen Erstliga-Absteiger Lübbecke und war zuletzt beim zweiten Bundesliga-Absteiger Balingen ganz nahe dran am Punktgewinn (27:28).

 

Weltmeister und Olympiasieger Igor Vori neuer TVG-Coach

Trotz gewichtiger Abgänge hat der neue Trainer mit großem Namen aus guten Neuzugängen und dem bestehenden Kern schnell eine Top-Mannschaft geformt. Der kroatische Rekord-Nationalspieler Igor Vori, Weltmeister, Olympiasieger und Champions-League-Gewinner, hatte im Sommer übernommen. Jörg Lützelberger, verantwortlich für die HSG Konstanz, hatte nach dem Besuch in Großwallstadt, für den er selbst in der Bundesliga gespielt hatte, mit einem verschmitzten Lächeln beim Verlassen der Halle die –rhetorische – Frage gestellt, ob man überhaupt in diese verrückte Liga möchte – und gab die Antwort direkt selbst. „Auf jeden Fall wollen wir hier hin.“ Die Herausforderung, am unglaublich hohen Niveau selbst wachsen und besser werden zu können reizte ihn – und seine Spieler, die alles dafür gaben, den Traum von der 2. Bundesliga zu erfüllen. Einige Monate später ist die HSG am Ziel ihrer Träume, muss aber in der stärksten zweiten Liga der Welt erst noch richtig ankommen. Ein schnelllebiges Geschäft.

Emotionale Rückkehr für Christos Erifopoulos

In Großwallstadt sind nun jedenfalls die Rollen ganz klar verteilt. Der TVG befindet sich bereits in Topform, die Konstanzer sind dabei, hart an sich zu arbeiten und sich Woche für Woche zu verbessern. „Wenn wir irgendeine Art von Druck hatten, und den hatten wir meiner Meinung nach nicht“, sprach Gregor Thomann nach der bitteren Niederlage gegen Hagen Klartext, „dann ist das letzte bisschen Druck jetzt auch weg. Wir sind eine ganz junge Truppe mit vielen jungen Spielern, deren Traum es ist, in der 2. Bundesliga zu spielen.“ Ein Traum geht somit ganz besonders für Christos Erifopoulos in Erfüllung. Der Spielmacher wuchs 500 Meter entfernt von der Halle auf und brennt bereits auf die Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte. „Auf dieses Spiel habe ich mich schon direkt gefreut, als ich den Spielplan gesehen habe“, strahlte der Deutsch-Grieche und gab die Marschrote gleich mit vor: „Wir trainieren jetzt eine Woche geil, bereiten uns geil auf die 5:1-Deckung von Igor Vori vor. Wir müssen uns das Selbstvertrauen im Training irgendwie wiederholen und auch bei Rückständen ruhig bleiben.“

„Haben deutlich engere Spiele in dieser Liga im Tank“

HSG-Coach Lützelberger konnte diese Freude im Training bei allen wahrnehmen. „Keiner bläst lange Trübsal, alle sind mit Freude und Vollgas dabei“, lobt er. Dennoch lasse sich nicht alles trainieren, so der 37-Jährige weiter. Dafür benötige es die eine oder andere Erfahrung. „Diese Lektionen sind in der Situation, wenn wir verlieren und nicht nahe dran sind, nicht schön, aber zugleich die lehrreichsten, die, die uns am meisten voranbringen.“ So arbeitet er viel mit Videoanalysen und individuell mit jedem Spieler die ersten Begegnungen aus – ohne die Spieler jedoch mit Informationen zu überfrachten. Das Ziel: Als Team geschlossen 60 Minuten befreit antreten und die eigenen Stärken auf die Platte bringen. „Dann haben wir deutlich engere Spiele in dieser Liga im Tank“, sagt der EHF-Mastercoach, der mit seiner Mannschaft zweimal am Freitag sowie am Samstag und Sonntag trainieren wird. Am Freitagabend folgt die Mannschaft zudem einer Einladung von Sponsor Detlef Rabe in das Cinestar-Kino. „Chase“ heißt der Film, der dabei helfen soll, den Kopf frei zu bekommen. Für die anschließende „Verfolgungsjagd“. Mit dabei in großer Anzahl: der treue Fanclub der HSG Konstanz.

 

Quelle: PM HSG Konstanz

HSG Konstanz Herren

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