Löwen behalten die Nerven

24.09.2021 12:48

Als Max Darj in der 48. Minute zum 20:16 traf, schien der Bergische HC bereits auf der Siegerstraße zu sein. Doch der TVB Stuttgart steckte im Bundesliga-Duell niemals auf, kam wieder heran und verlangte den Löwen in den letzten Minuten alles ab. Weil Darj auch in den Schlussminuten jede sich bietende Gelegenheit mit einer bemerkenswerten Ruhe verwandelte, musste der BHC den Ausgleich zu keinem Zeitpunkt mehr hinnehmen und gewann 26:25 (12:10).


Die Deckungsreihen beider Teams dominierten die erste Hälfte. Stuttgarts Rückraumschützen Adam Lönn bekam der BHC nicht unter Kontrolle, auf der anderen Seite arbeiteten sich vor allem David Schmidt und Linus Arnesson im Positionsangriff in die Partie hinein. Nach einem 3:5-Rückstand legten Arnesson, Jeffrey Boomhouwer, wieder Arnesson und zwei Mal Schmidt einen 5:0-Lauf hin, dessen Grundstein Torhüter Christopher Rudeck legte, der in dieser Phase einige starke Paraden zeigte. Offensiv bewies auch Alexander Weck ein gutes Händchen mit einigen schönen Anspielen.
Die Gastgeber lagen zwar nun vorne, schafften es aber nicht, sich abzusetzen. Die Schwaben fanden Lösungen - insbesondere nutzten sie defensive Ballgewinne konsequent zu erfolgreichen Kontern. Das 12:10 in der letzten Sekunden der ersten Halbzeit durch Tomas Babak war ein erster Glücksmoment, von dem aus BHC-Sicht noch einige folgen sollten.


Denn Rückschläge mussten die Bergischen immer wieder verkraften. In der zweiten Hälfte war die Deckung, die auf Csaba Szücs (Fingerverletzung) und Lukas Stutzke (krank) verzichten mussten, etwas anfälliger. Trainer Sebastian Hinze brachte nach wenigen Minuten Tomas Mrkva für Rudeck zwischen die Pfosten. Der Tscheche zeichnete sich mehrere Male aus - insbesondere bei diversen Sechs-Meter-Schüssen, die er unter frenetischem Jubel der 1320 Fans in der Klingenhalle entschärfte.


Die Nehmerqualitäten beider Teams waren in dieser zweiten Hälfte beeindruckend. Keine negative Aktion zeigte eine entsprechende Wirkung. Als Tom Kare Nikolaisen einen gegnerischen Arm im Gesicht abbekam und nicht weiterspielen konnte, gingen Hinze die Optionen im Innenblock aus. Er stellte nun weitgehend auf eine 5:1-Variante mit Alexander Weck auf der Spitze um. Nach einer Mrkva-Parade mühten sich Gastgeber, um auf der anderen Seite zum Abschluss zu kommen. Die TVB-Deckung blockte gleich zwei Mal im passiven Spiel gegen Fabian Gutbrod, doch beim fälligen Einwurf hatten die Schwaben nicht mit einem Kempa-Trick gerechnet. Arnor Gunnarsson bediente den in den Kreis fliegenden Arnesson zum 17:14, Gutbrod stellte im nächsten Angriff auf 18:14.
Geknackt waren die Schwaben noch lange nicht. Sie nutzten den siebten Feldspieler und kamen wieder heran. Als Andri Runarsson zum 20:21 verkürzte, drohte die Wende. Alexander Weck fackelte nicht lange und stellte nach schneller Mitte auf 22:20. Es folgte die Darj-Gala: Der schwedische Kreisläufer traf unter erheblichem Druck in jedem Angriff, in dem er an den Ball kam.


Auch von einer offensiven Deckung ließen sich die Löwen zum Schluss nicht beeindrucken. Ob
Schmidt oder Babak: Sie fanden Darj am Kreis, der vier Mal in Serie versenkte und der Klingenhalle einen weiteren magischen Moment verschaffte.


Löwengebrüll die Stimmen zum Spiel


Roi Sanchez: Der BHC hat fast die ganze Zeit geführt. Wir hatten mehrere Male die Chance, auf Unentschieden zu stellen, aber haben da auch zu viel liegenlassen. Der BHC ist eine gute Mannschaft. Wenn wir solche kleinen Geschenke nicht nutzen, ist es am Ende schwer. Mit unserer Abwehr bin ich sehr zufrieden. Wir sind auf einem guten Weg, um bald einen Sieg zu feiern. Sebastian Hinze: Wir sind glücklich, dass wir das Spiel gewonnen haben. In der ersten Halbzeit machen wir es ganz gut, aber leider verlieren wir wieder durch die Über- und Unterzahl-Situationen unseren Rhythmus. Wir müssen lernen, damit umzugehen, dass viel häufiger Über- oder Unterzahl auch am Anfang des Spiels ist. Aus der Halbzeit kommen wir gut raus, setzen uns auf vier Tore ab. Dann kommt das Sieben-gegen-Sechs: Da bin ich nicht so zufrieden mit.

Wir wollten da zu viel verteidigen, so dass wir eine leichte Unsicherheit bekommen haben. Vorne habe ich über das ganze Spiel Mut von unseren Rückraumspielern eingefordert, den hatten sie auch. Aber es gab schon Situationen, in denen Stuttgart auch spät blockt, in denen wir den Pass weiterspielen müssen. Die Überzeugung war aber da. Im Moment sind wir noch nicht so weit, dass wir das Spiel dann zumachen im Sieben-gegen-Sechs. Wir hatten da auch eine Zeitstrafe, so dass es ein ganz enges Spiel wurde. Letztlich sind wir aber super glücklich, weil ich glaube, dass wir nicht mit ganz leichtem Gepäck in die Saison gestartet sind. Da sind 6:2-Punkte schon gut, um ein bisschen was abzuwerfen.“

 


Jörg Föste: Es war ein tolles Erlebnis. Solche Siege sind die schönsten, wenn es Spitz auf Knopf steht und man kurz vor Schluss das Spiel für sich entscheidet, dann kommt dieser Klingenhallen-Roar. Das ist schon oft gehört worden, und unabhängig wie viele hier sind - es sind die Treuesten der Treusten. Die wissen, wie wichtig jeder Sieg für den BHC ist, und dieser heute war verdammt wichtig.“

Bergischer HC - TVB 1898 Stuttgart 26:25 (12:10)


Bergischer HC: Rudeck, Mrkva - Boomhouwer (2), Damm, Gutbrod (2), Weck (1), Arnesson (7/2), Babak (1), Darj (6), Nikolaisen, Bergner, Schmidt (5), Schönningsen, Gunnarsson (2), Hansson.

Trainer: Sebastian Hinze
TVB 1898 Stuttgart: Thulin, Prost - Lönn (8), Zieker (7/4), Augustinussen (2), Hanusz (2), Pfattheicher (2), Müller (1), Röthlisberger (1), Runarsson (1), Weiß (1), Peshevski. Trainer: Roi Sanchez


Schiedsrichter: Markus Kauth und Andre Kolb
Siebenmeter: 2/3 4/5
Zeitstrafen: 3 - 3 (Darj, Boomhouwer, Schmidt Weiß, Zieker, Müller)

 

Quelle: PM Bergischer HC

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